Ein paar unvollständige "Faktensplitter" zu einem sehr komplexen Thema
Zum Vergleich Ryanair / Easyjet:
Ryanair ist kein typisches Beispiel für das Geschäftsmodell des Low Cost Carriers (LCC). Der LCC Southwest dagegen zahlt z.B. die höchsten Pilotengehälter in den USA trotz günstiger Ticktetpreise und Easyjet zahlt relativ hohe Löhne und hat relativ gute Arbeitsbedingungen, vgl. #15 von Maren. Easyjet hat von Anfang an aber auch auf Angebote für Geschäftsreisende gesetzt, auf Basen mit entsprechenden Einzugsgebieten und mehrfach täglicher Bedienung, bevorzugt Nischen, wo kein Netzwerkcarrier einen Umsteigeflughafen anfliegt. Dazu kommen Ferienziele mit saisonalen und vereinzelten Frequenzen.
Wo geht das Geld hin?
Nettogewinn 2016 in Euro: Ryanair: 1,31 Milliarden, Easyjet: 573 Mio
- Die Arbeitsbedingungen z.B. bei Easyjet sind nicht mit denen vergleichbar von Ryanair s. untenstehende Studie zu Anstellungsbedingungen bei Billigfliegern (LCC). Germanwings/Eurowings und Easyjet werden in der Studie positiv erwähnt
- Arbeitsbedingungen betreffen meist nicht nur Piloten sondern auch Flugbegleiter
Wie setzt sich der Preis für ein Flugticket zusammen? (s. link unten, zwar aus US Sicht, aber ansatzweise übertragbar)
Bei einem beispielhaften Ticketpreis von 80$ beträgt der Anteil der Kosten für Gehälter von Piloten und Flugbegleitern 1,50$
Mögliche weitere Faktoren, die Kosten im Geschäftmodell der LCC reduzieren ( Beispiele, können je nach airline unterschiedlich sein)
-Punkt-zu-Punkt-Verkehr (anstatt Netzwerkcarrier)
-Flugzeuge gleichen Flugzeugtyps, geringere Wartungskosten, Ersatzteilvorhaltung, Rabatte bei dem Anschaffungspreis.
-Kurze Turnaround Zeiten, mehr Umläufe teils auch durch Flughäfen mit fehlendem Nachtflugverbot
-Keine Übernachtungskosten/Spesen für die Crews durch tägliche Rückkehr an die Homebase
-Viele kostenpflichtige Gebühren, Extras, Sitzplätze, Koffer etc, Bordverkauf, hoher prozentualer Anteil des Umsatzes durch Zusatzverkäufe
-Provisionsbringende Zusatzangebote und Werbung Pay for Klick, Mietwagen, Hotels, Versicherungen etc im Laufe des Buchungsvorgangs,
-Direktvertrieb, kostenpflichtige Hotline
-Outrsourcing von Stations-/Wartungs- und Technikleistungen, teils auch des Call Centers
-Konsequente Streichung wirtschaftlich nicht genügend effizienter Strecken/Frequenzen (Unterschiedlich hoher Break Even Faktor)
Insb. Ryanair: fragwürdige Beschäftigungsmodelle, Sparmaßnahmen und Druck auf Kosten des Steuerzahlers/Personals
-Günstige Regionalflughäfen, Flughafengebühren, Subventionen aus Steuermitteln
-Kein gewerkschaftlich organisiertes Personal, keine Tarifverträge, keine Kosten in Millionenhöhe bei Streiks
-Druck/Zeitdruck auf Personal, Listen z.B. f. Mindestumsatz beim Bordverkauf, knappe Umlaufzeiten
-Selbst Flugbegleiter müssen Ausbildungskosten selbst finanzieren, ohne anschliessende Garantie auf Anstellung
-Wenige fest angestelltes fliegendes Personal, dabei fehlende Sozialleistungen/abgaben, kein Kündigungsschutz etc., saisonal wechselnde Homebase mögl.
http://www.airliners.de/die-geschaeftsmodelle-billigflieger-aviation-management/40413
http://www.aerotelegraph.com/ryanai...loten-vertraege-anstellung-bedingungen-studie
http://blog.zeit.de/teilchen/2016/05/19/flugpreise-zusammensetzung-tickets-treibstoff-gebuehren/
http://www.zeit.de/2013/30/fluggesellschaft-ryanair