So,
wir rollen also weiter. Der Radträger quietscht, ächzt und schaukelt gewaltig auf diesen Straßen.

Durch Niemandsland fahren wir weiter. Windräder, die hier auf der Ebene auf einem ausgedörrten Feld stehen, muten hier recht fremd an. Die Berge, oder genauer mein Lieblingsberg der Monte Arcuentu rücken ins Sichtfeld. Das ist so schön. Die Gegend ist übrigens überaus mineralienreich. Was kann man hier alles für schöne Steinchen finden.

Arbus in der Siestazeit ist immer ein bißchen Geisterstadt. Hoch oben gelegen, die An- und Abfahrt sehr steil, duftende Feigenbäume entlang der Straße hoch. Wir essen noch ein, zwei, drei gelati und gucken zu, wie eine Signora auf dem Balkon steht und ihre Blumen gießt. Sie gießt ganz wunderbar, so dass unser verstaubtes Auto auch gleich sauber wird. Dann kommt der lange Weg runter an das schöne Meer.

Unterwegs steht, kurz nach dem Pass steht eine große Pinie an einem dicken und auch langen Seil "angleint". Man stellt sich unweigerlich vor, was passieren würde, würde das Seil mal nicht mehr halten. Die Pinie hat enorme Schräglage. Aber toll, dass sie da stehen bleiben darf.

Dann geht es eine gefühlte Ewigkeit in Serpentinen bergab. Zwischendrin kommt noch mal ein Abzweig zum Sciopadroxiu CP und die Costa Verde und einem weiteren Lieblingsstrand, in Scivu. Einzigartig.

Wir haben ihn ein mal ganz ruhig erlebt, so vor 10 Jahren? Danach immer nur wild schäumend, tolle Felsen hinter dem Strand, hohe Wellen. Zum genießen und strahlen. Dieses Jahr gab es noch eine bar am Strand. Eis und Meer in diesen Farben und mit diesen Gewalten. Hochgenuss. Interessant fand ich, dass dort tatsächlich eine Reihe Salvataggios waren. Rot angezogene, braun gebrannte Damen und Herren mit Trillerpfeife zogen ihres Weges und warnten die Menschheit vor den Fluten, die so sehr reizen. Sie waren sehr höflich.

Der Sciopadroxiu CP ist übrigends halb auf Dünensand gebaut, wenn nicht sogar in den Dünen drinne.
Dort scheint die Sonne immer noch mal ein bißchen heißer als anderswo und dieses mal hat er mich überrascht, weil er kaum belegt war, im Gegensatz zum ortus de mari, unserem Ziel. Dort kann man sehr gut mal ein Eis auf der noblen Terasse der bar essen und den Blick über die Dünenwelt schweifen lassen oder den Kopf unter einer der Außenduschen kühlen. Sehr angenehm :)

Ich bin nur ein wenig abgedriftet in meiner Erzählung. Am Sciopadroxiu und am Scivu-Strand waren wir einige Tage später.
Also in der Vorstellung noch bis kurz vor dem Abzweig nach Buggero, wo eine grandiose alte Pinienbaumdame auf Besuch wartet. Ein ganz enorm dicker Baum steht da und hat ein paar Steintische und Bänke um sicher herum, um Bewunderen im Schatten ein schönes Picknick zu beschweren.

Jetzt sind wir aber endlich bei ortus de mari. Und der hat mit einer riesigen Überraschung aufgewartet.
Roberto Mura hat seine kleine bar aktiviert. Mit unserem Lieblingseis (Sammontana, gelati all´italiana, so heißt es), Frühstücksbrötchen, einer kleinen Kaffeemaschine, Wasser, Bier, Chips. Das was man halt so im Urlaub braucht. Seine Frau hilft jetzt mit. Sie sind unglaublich speziell. Im positiven Sinn. Ach, wenn man sie ein bißchen beobachtet und das Wesen erspürt, hat man schon Spaß.

Dort war für uns Ankommen. Zuhause sein. Sich wohl fühlen. Kein Streß. Klein, überschaubar, die WC´s in übersichtlicher Zahl sauber geputzt, die hohen Eukalyptusbäume rauschen schön und jede Siestazeit ist dort ein wahrer Segen. Luftig und ruhig. Insbesondere das Spülen, Wäschewaschen, Zähne putzen an einer einzigen Stelle unter blauem Himmel ist schon genial.

Aber der Campingplatz war zu meiner Überraschung sehr voll.
Haben denn viele die Westküste gebucht, weil sie annehmen, es ist hier günstiger als die Ostküste?
Ich kann mir das nicht so ganz erklären.

Unseren Kindern ging es ebenfalls prächtig. Sie hatten unglaublichen Spaß mit den Landwirten, die vielleicht ein, zwei mal täglich an einer Stelle des Zauns am Rand des CP entlangfuhren, um zu ernten, zu pflegen...

Ja, und dann als das riesige Familienzelt endlich stand, sind wir mit den Rädern an den Strand gefahren (5 Minütchen). Man, dort wartete die 2. Überraschung. Das Wasser war spiegelglatt und seicht. Hatte ich so ebenfalls noch nicht erlebt. Und weiter hat der Süßwasserfluß dort eine Abenteuerlandschaft für Kinder hinterlassen. Alle waren glücklich. Nach dem Meer natürlich noch ein gelati bei dem nüchternen Signore Meloni aus der bar, die direkt oberhalb des Strandes liegt.
Ach ja, das war schon ein sehr schönes Ankommen dort.

Und nun muß ich meinem Mann ein schönen Cafè bereiten, damit wir beide weiter in schönen Erinnerungen schwelgen können.
Noch ist die Reise nicht fertig :)
Giovanina

1. Foto ist von Scivu
2. Foto vom Ristorante am CP Sciopadroxiu
3. Foto spricht für sich
 
Liebe Giovanina,

du hast dir soviel Mühe gemacht mit deinem Bericht und ich schwelge darin.Der Scivu-Strand zählt für mich auch zu einem der schönsten und ich saß bildlich mit dir dort.

Danke und liebe Grüße Alex
 
nein, natürlich nicht günstiger, aber sehr schön.:)
was für ein wunderbarer bericht, ich hab fast deine kinder spielen sehen und bin mit dir durch arbus geschaukelt. danke!
nochmal zum campingplatz in portixeddu: gibts da tatsächlich viele standplätze im schatten? und ist der platz denn nicht direkt an der relativ viel befahrenen straße oder ist der etwas zurückversetzt? ein paar bildchen hast du wohl nicht zufällig zur hand??:rolleyes:
 
Ciao Giovanina,

vielen Dank für die Fortsetzung deines Berichts. Das muss ein toller Urlaub gewesen sein. Und da ich diesen Teil der Westküste ja auch nach mittlerweile 23 Jahren Sardinienbesuchen immer noch nicht kenne, habe ich ihn ganz bewusst gelesen und werde mir (in feinster Feuerpferd-Manier) die entsprechenden Passagen für unseren Westküsten-Urlaub herauskopieren.

LG - Barbara ;)
 
Hallo Giovanina,
ein wirklich schöner Bericht! Hat meine Erinnerungen aus dem Juli wieder aufgefrischt :cool:. Weil Urmel nach Bildern gefragt hat, erlaube ich mir welche anzufügen. Ist wirklich einer der schönsten Plätze auf Sardinien. Dass es bei euch so voll war wundert mich - wir hatten es schön ruhig (siehe Fotos)... Aber dass die Bar geöffnet hatte ist natürlich super. Die war bei unserem Besuch noch dicht. Konntest du aus Muras herauskriegen, was er mit dem ganzen Bauholz vorhat, das er neben der Bar gestapelt hatte? Und: Wart ihr eigentlich in der Pizzeria oberhalb der Bucht in Portixxedu?
lg
andré

@urmel: Von der Strasse kriegt man nix mit und sooo doll befahren ist die auch nicht...

ortus1.jpg ortus3.jpg ortus4.jpg ortus2.jpg
 
Hallo urmel,
normalerweise gibt Eukalyptus ja nicht so viel Schatten, aber der Platz liegt in einem ganzen Wäldchen, d.h. man hat kaum welche abgesägt, sie knarzen zeitweise ungeheuerlich im Wind, sind sehr hoch und geben lichten Schatten, so nenne ich es mal.
Ich bin recht geräuschempfindlich. Aber trotz der Straße hört man kaum etwas von Autos. Viel befahren ist sie auch nicht. Einen Spinner konnte man nicht überhören: ein Motorrad (mußte immer das gleiche sein, weil immer auf die gleiche Weise beschleunigt wurde), das 2 x am Tag hin und her fährt. Ich meine damit nicht dem Platzbesitzer Roberto, der abendlich eine Kontrollrundfahrt mit seiner Enduro auf dem kleinen Platz macht um zu gucken, wer neu dazu gekommen ist :D Dazu ist er noch etwas zurück gesetzt. Erst kommt sein alter Wohnwagen als Rezeption, die Parkplätze (man darf durchaus auch beim Zelt stehen), die bar, dann die Sanitärs und darunter erst die Stellplätze. Dahinter dann nur Staubstraße und Felder, wo dann eben mal ne Ape rumknöttert.
Bilder schicke ich Dir sehr gerne. Ich würde sie Dir aber unter Deiner mailadresse schicken, weil auf den meisten unsere Familie zu sehen ist (nicht, dass alle von uns abgeschreckt sind, oder mich gar wiedererkennen, als die, die auf dem CP immer....???) Ich gucke gleich noch, ob sie hinterlegt ist.

Hallo André,
danke für die Bilderunterstützung.
Nach wie vor sind wir über die Auslastung der CP oder die gut besuchten Strände im Westen echt überrascht. Wir waren ja nun häufig schon Ende der Saison da, aber so hatten wir es noch nie erlebt. Auf dem ortus de mari wurde es exakt am 01. September schön leer, aber da sind wir dann auch abgereist. Leider.
Bauholz war keins mehr zu sehen. Was er damit gemacht hat, weiß nur der Signore selbst.
Die Pizzeria hoch oben haben wir auch besucht. Aber wir fanden sie nicht so toll. Der Rucola war schlecht gewaschen, hat geknirscht. Ich habe überlegt, ob ich etwas sagen soll. Die Aussicht ist natürlich toll. Aber es soll auch schmecken. Und ich mag nach wie vor keine Plastikwackeltische und speckige Plastikspeisekarten.
Dafür haben wir im Hotel/Ristorante/Pizzeria Golfo di Leone sehr lecker gegessen. Die haben Spaß bei der Arbeit, es ist stilvoll gedeckt, die Pizza ist etwas zu groß. Ja, so groß, dass einem die Augen übergehen und sie unmöglich zu essen war. War echt gut dort. Ist ausgeschildert. Ach, nebenbei. Auf dem Weg dorthin, keine Durchgangsstraße, sind einige kleine Obst- und Gemüsestände versteckt, von denen man sonst nichts weiß. Sie bieten das an, was hinter dem CP auf den Feldern wächst. Ist doch super.
Das Foto zeigt die Rezeption vom CP ortus de mari (hat meine stolze Tochter fotografiert). Giovanina

10615126.jpg
 
Ok, dann werden wir dem Hotel beim nächsten mal einen Besuch abstatten. Aber dass nun auch mein zweiter Tipp nix für dich war... :confused:. Bei unserem Besuch war alles bestens. Schade. Welche Straße muss ich nehmen, wenn içh zum Golfo di Leone will? An der strandzufahrt geradeaus?
Lg
Andre
 
Lieber André,
du brauchst gar nicht verzagen, du bleibst mir trotzdem sympathisch, allein schon wegen Deinem schönen Bulli !!!
Nein, wirklich. So ist das halt mit Tipps, man muß sie selber ausprobieren. Aber es ist doch schön, dass wir die Gelegenheit hatten, Entscheidungen können so besser gefällt werden, da gibt´s jemanden, der kennt das Gleiche oder war schon dort...
Zum Schluß findest Du den Golfo di Leone unmöglich? Es geht an der Strandzufahrt nicht gerade hoch (da geht es nur zum Capo Pecora), sondern rechts den kleinen Weg rein (steht auch ein großes Schild mit roter Schrift an der linken Straßenseite und ein kleines direkt am Weg). Ca. 1 km in die Pampa rein.
Dort sind wir übrigens mal vor unzähligen Jahren mit den Rädern lang, weil wir dachten wir kommen da bestimmt auf irgend einer Piste zum Scivu Strand.
Ich kann Dir sagen, da reden wir heute noch von. Wir wir unsere Räder durch die Dünen geschleift haben und dann irgendwann einfach stehen lassen haben und dann noch eine Halbtagswanderung in gleißender Sonne durch Sand und Staub bis ans Meer. Aber es hat sich gelohnt. Immer wieder lohnt es sich dort hin zu fahren.
Vielleicht fährst Du ja noch im Oktober und besuchst dann mal den Le Palme, wenn er noch offen hat? Das Sanitärgebäude, wenn man es so nennen kann, hat 1 Duschen und 2 Toiletten und ein Waschbecken auf jeder Seite. Das wars. Reicht aber auch glaube ich. Dafür ist das Familienristorante mit Terasse auch mittags auf, und hat immer einige Leute dort sitzen.
Giovanina
 
da kommt man auch tatsächlich auf einer piste zum scivu strand. einfach beim leone immer weiter geradeaus, wenns nicht mehr weitergeht links. gute straße eigentlich.
 
Wir sind - vor gefühlt 10 Jahren - irgendwo mal links hoch, Richtung letztes sichtbares Haus, vielleicht gab es da aber auch die Straße noch nicht?
Aber gut zu wissen. Ist es denn eine Straße, die man auch mit dem Auto weiter kommt oder nur per Rad und zu Fuß?
Giovanina
 
Zuletzt geändert:
stimmt gibt es erst seit 3 jahren etwa. schon fürs auto, aber je nach winter in einem besseren oder schlechteren zustand. vielleicht einfach vorm losfahren im dorf erkundigen.
 
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