Sard. Essen Was ist eigentlich echt sardische Küche? Wie authentisch sollen Rezepte sein?

Hans-Peter Bröckehoff

Sehr aktives Mitglied

Was ist eigentlich echt sardische Küche? Es gibt ja manchmal ein Reihe von Varianten, auch bei berühmten Rezepten, wie die Suppa cuata oder di Malloreddus alla campidanese. Aber was ist nur eine regionale oder familiäre Variante eines traditionellen sardischen Rezepts? Und was ist so weitgehend verändert, dass es mit der authentischen sardischen Küche nichts mehr zu tun hat?
Ist man pingelig oder kleinlich, wenn man auf die authentischen Rezepte pocht und nachfragt und nachforscht, was wirklich der traditionellen sardischen Küche entspricht? (Mir ist das schon entgegen gehalten worden, als ich auf das Fehlen wesentlicher Zutaten hingewiesen habe.)

All diese Fragen beschäftigen mich schon seit langem. Was meint Ihr? Ist es Euch wichtig, dass ein Rezept im Wesentlichen (im Netz, in Büchern oder in Zeitschriftenartikeln) so vorgestellt wird, wie es traditionell auf der Insel zubereitet wird oder ist es Euch egal, ob ein Rezept authentisch ist. Können ruhig wichtige Zutaten weggelassen bzw. neue hinzu gegeben werden, die in den überlieferten Rezepten keine Rolle spielen?

Mit diesen Fragen hat sich meine erste Kolumne "HPs sardisch-kulinarischen Tagebuch" beschäftigt. Wer es mag, auch einemal einen längeren, aber, wie ich meine, sehr interessanten Text zu lesen, findet den Text der Kolumne hier:

http://www.sardinien-auf-den-tisch.eu/hps-kulinarisch-sardisches-tagebuch-januar-2017/

Wer Lust und Zeit hat, dazu seine Meinung zu schreiben, ist dazu herzlich eingeladen. Ich würde mich freuen.

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Gestern war der Link oben nicht korrekt gesetzt und führte ins Leere. Allen, die gestern versucht haben, den Text zu erreichen und Schwierigkeiten hatten, bitte ich um Entschuldigung. Jetzt funktioniert alles.
 
Hallo HP,

kennst du das buch Cucina di Sardegna erschienen bei EDI SAR SRL Cagliari im Jahr 1994.es ist in zusammenarbeit mit ISOLA entstanden.
eine sehr umfassende dokumentation der sardischen küche.
über 300 seiten und damals 120000,- lire teuer .ich bin damals 3 sommer lang in die buchhandlung gegangen und habe drin geblättert,bis ich das geld hatte um es mir zu kaufen.ich habe es bis heute nicht bereut.

lg

klaus
 
Hallo Klaus,

ja das Buch habe ich auch. (Gekauft übrigens, ebenfalls nach einiger Überlegung und Überwindung wg. des Preises, in der Vorgängerbuchhandlung der Pergamena in Oristano). Es war eines der ersten sardischen Kochbücher in meiner heute recht großen Sammlung. Die Bilder daraus konnte ich dann später (weil der Fotograf Gianflorest Pani so freundlich war, es mir zu erlauben) für mein eigenes Kochbuch verwenden. Sie sind die "halbe Miete", weil sie immer noch schön anzuschauen sind und den meisten Lesern gefallen.

Mit diesem Buch fing aber auch mein Beschäftigung mit der Frage an, was nun authentisch und was nicht. Denn als ich damals mit sardischen Freund/innen und guten Köch/innen sprach, schimpften einige auf die Autorin Itala Testa und warfen ihr vor, dass sie oft auch zu sehr abgewandelte und nicht originale Rezepte im Buch aufgenommen habe.

Mit der Zeit habe ich verstanden, was sie meinten. Deshalb sind für mich die Fundgruben für authentische Rezepte heute fünf oder sechs andere (meist auch schon ältere) Bücher, denen ich recht stark vertraue. Eines davon ist mittlerweile so zerfleddert, dass ich es schon ein zweites Mal gekauft habe, als es im Broschur-Form vor ein, zwei Jahren wieder in den Handel kam. Es ist "Cucine di Sardegna" von Giuseppina Perisi (Franco Muzzio editore 1989).

Schönen Gruß noch aus Deutschland
HP
 
ja,in der via mazzini,fast schon an der piazza mariano auf der rechten seite.
ich bin auch ende märz für eine woche in narbolia,das wasser beginnt schon im mund zusammen zu laufen.

lg

klaus
 
Normalerweise koche ich nicht nach Rezept, ich verarbeite, was der Kühlschrank an Saisonalem so hergibt.

Wenn allerdings PJ auf Tour ist und Sardinien auf den Tisch kommen soll, ganz puristisch, traditionell, ohne Schnickschnack und mit Zutaten in bester Qualität, dann ist dieses Kochbuch meine erste Wahl. Für 5 Euro mal auf einem Markt gekauft.

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Es enthält Zubereitungen, wie ich sie von unserer Vermieterin seit vielen Jahren kenne. Sie ist nun über 80 und kocht sehr gerne, sehr gut und sehr traditionell, wie eben die Generationen vor ihr schon.

Mit den angegebenen Zutaten wie „patate di Gennargentu“ oder „carne di pecora di montagna“ oder finocchietto selvatico tue ich mich natürlich in D etwas schwer :).

saludos
Helga
 
Rezepte sind immer ein toller Anreiz wenn ich mal wieder etwas neues kochen will/soll. Aber daran halten tue ich mich selten.

Hat was mit der Pflichtlektüre aus meiner Kochausbildung zu tun.
Im "Handlexikon der Kochkunst" von Karl Duch (satte 57.- DM teuer im Jahre 1978 !!!) finden sich die wichtigsten Gerichte aus nahezu aller Welt... aber ohne jegliche Mengenangaben :D Da wird davon ausgegangen, daß der geneigte Leser schon Kochen kann, und nur noch wissen muß, was das "Wiener Schnitzel" vom "Schnitzel Wiener Art" unterscheidet.

In die gleiche Richtung geht auch das "Lexikon der Küche" von Richard Hering. Unmengen von Gerichten (wieder ohne Mengenangaben) die sich nur in der Erläuterung, was denn jetzt das "à la sarde" (also "auf sardinische Art") bedeutet. In diesem Fall also eine Beilage "Für Schlachtfleisch: Kleine, kugelförmige Reiskroketts mit Safran, gefüllte Tomaten, gefüllte Gurken, Tomatensauce"

Mehr wie eine richtige Rezeptsammlung kommt das "Lehrbuch der Küche" von Eugen Pauli daher, denn es war eben wirklich als Lehrbuch gedacht, für jene, die eine Ausbildung in der Gastronomie machten und auch Grundlagen noch erlernen mußten.

Was das jetzt mit Gerichten aus Sardinien zu tun hat? Ganz einfach.. da mir i.d.R. hier in Deutschland die orginal Zutaten fehlen oder auch nicht in adäquater Qualität beschafft werden können, ohne das Internet zu bemühen, sind derlei Rezepte für mich immer nur ein "Zubereitungsvorschlag". Insbesondere, da gerade in Italien, und somit wohl auch Sardinien, eh jedes Dorf seine eigenen einzigartigen Rezepte hat, und die im Nachbardorf nennen ihr Gericht zwar genauso, kochen es aber vollkommen falsch... die nehmen nämlich 10g mehr Nudeln als wir, die wir das alleinige Orginalrezept haben. :D
Ist ja hier in Deutschland teilweise auch so. Man sehe sich nur an, was sich hier alles "Currywurst" nennen darf, obwohl es nicht der einzig wahren Currywurst aus der VW-Wolfsburg Werkskantine entspricht.
 
Gibt es eine "echt" *.* Küche??. Was ist "authentisch" ? "Presssack vom Polpo" sicherlich nicht....Jede gute Küche ist regional, oft lokal. Und oft genug wesentlich verschieden von Haushalt zu Haushalt.
Ein von mir hoch geschätztes Gericht mit einem Sugo alle sarde kenne ich mit semi di finocchio, mit uva secca und peperoncino, mit peperonata und vermutlich gibt es noch andere Varianten. Interessant ist die Tatsache, dass diese mir bekannten Varianten innerhalb einer einzigen sizilianischen Sippe als jeweils die einzig richtige Form des Sugo alle sarde angesehen wird. Dass dies eigentlich ein nordafrikanische Spezialität (speziell in der süss/scharfen uva&peperoncino Variante) ist , sei nur nebenbei erwähnt.
Ich kenne einen sardischen Agriturismo in der Toscana, wo sardische Küche zelebriert wird. Die Leute kommen aus der Gegend von Nuoro. Ein von mir hochgeschätztes Gericht ist geschmortes Schaf in agrodolce mit Rosinen und Balsamico. Angeblich typisch für die Gegend um Nuoro.
Kannte aber niemand in der Gegend als wir letztes Jahr dort waren. Sind dieses Jahr aber erneut auf der Suche. Ich will es wissen.
Gruss von Herd zu Herd
Sepp
 
Ich weise gerne noch einmal auf die Reihe "Ricette di Sadegna" von Salvatore Colomo hin. 18 Bde., erschienen im letzten Jahr als Zugabe der L'Unione Sarda in der "Biblioteca dell'Identità". Die Rezepte reichen von "Pane e Antipasti di Terra", über Antipasti, Primi u. Secondi di "terra" e. "mare" bis zu "Dolci" und "Liquori". Bei jedem Rezept sind die Herkunftsgegend u. die Verbreitung auf der Insel angegeben, manchmal auch Anmerkungen zur Tradition der Speisen, außerdem passende Weinempfehlungen. Die Rezepte der Inselküche sind mit ihrem italienischen u. jeweiligem sardischen Namen benannt.

Jeder Band hat rund 150 S. u. kostete um 5 €. Ich nehme an, dass man die Reihe beim Verlag nachkaufen kann: Società editrice L'Unione Sarda, Piazza L'Unione Sarda, 09122 Cagliari.
 
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Günther,Steht da auch ein Rezept für "Piedini" drin? Die kleinen Lammfüßchen, die ja nicht weggeworfen werden sondern in einer guten Suppe gekocht werden. Erbsen kommen auch rein. Hat mir immer gut geschmeckt und typisch sardisch ist es in jedem Fall. LG Ju
 
Jutta,
ich habe jetzt mal nachgeschaut. Zunächst ist interessant, dass es viel mehr Lamm- und Ziegenfleischrezepte gibt als Maiale/Porcetto. Aber leider ist "Piedini" nicht dabei, es gibt "Agnello al Limone" bis "Agnello con patate al sugo" (Rezepte im Bd. 8, Secondi di terra). Auch im Bd. 7 (Piatti unici), habe ich nichts gefunden.
Trotzdem ist die Reihe eine wahre Fundgrube "echter" sardischer Küche! Wir machen leider kaum Lammgerichte, weil meine Frau Lamm nicht mag. Dabei bekämen wir es sogar geschenkt.
 
@bo-ju Hier drei Rezepte aus einem meiner Lieblingskochbücher ("Cucine di Sardegna" von Giuseppina Preise, Franco Muzzio Editor 1989, aber einem Jahr wieder in Neuauflage in Sardinien im Handel). Das PDF ist nicht von höchste Qualität aber noch einigermaßen lesbar. Berühmt sind übrigens auch noch die piedini in gelatina, die hier nicht dabei sind.
 

Anhänge

  • Piedini-Rezepte.pdf
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Vielen Dank, ihr Beiden. Jetzt bin ich schon wieder ein Stück weiter. Es gibt sie also noch. Ehrlich gesagt, die glibberigen Winzfüßchen waren gewöhnungsbedürftig, genau wie Kopf von Schaf auf Teller, aber wer kann bei so viel Gastfreundschaft nein sagen?
 
Im Februar-Tagebuch musste ich mich wieder mit dem Thema echte sardische Küche beschäftigen, da es zu einer nachdenklich machenden Facebook-Diskussion über die Echtheit eines sardischen Rezepts gekommen war, in der mein sachlicher Hinweis auf das Fehlen einer wichtigen und das Gericht ausmachenden Zutat als "sehr kleinlich" bezeichnet wurde.

Im letze Woche mit dem März-Newsletter veröffentlichen sardisch-kulinarischen Tagebuch geht es allerdings auch noch um andere Dinge, z.B. .....

• das Fehlen der sardischen Spitzen-Cannonau bei den Gewinnern des internationalen Wettbewerbs "Grenache du Monde",

• eine schöne Zusammenarbeit bei der Erstellung eines neuen Rezepts,

• das Scheitern des Kochwettbewerbs

• und anderes mehr.

http://www.sardinien-auf-den-tisch....kulinarisch-sardisches-tagebuch-februar-2017/
 
Im Februar-Tagebuch musste ich mich wieder mit dem Thema echte sardische Küche beschäftigen, da es zu einer nachdenklich machenden Facebook-Diskussion über die Echtheit eines sardischen Rezepts gekommen war, in der mein sachlicher Hinweis auf das Fehlen einer wichtigen und das Gericht ausmachenden Zutat als "sehr kleinlich" bezeichnet wurde.

Failbook halt. :rolleyes:

Ein Orginalrezept sollte halt auch ein Orginalrezept sein - auch wenn ich es dann für mich anders zubereite.
"Wiener Schnitzel vom Schwein" - ein Graus... aber laut Verwaltungsgericht Arnsberg (Urteil von 2009) zulässig, weil "sich die allgemeine Verkehrsauffassung in Deutschland so weit gewandelt habe, dass unter „Wiener Schnitzel“ nicht mehr ausschließlich ein Kalbfleischprodukt, sondern allgemein ein paniertes Schnitzel zu verstehen sei."

Und eine Brotsuppe ohne Käse? Furchtbare Idee! :D
 
Ich sehe Rezepte auch als Anregung für eigene kreative Abwandlungen.

Z.B. mag ich die Soße von den sardischen Malloreddus sehr gerne, aber mir sind die Teigwaren immer irgendwie zu dick in ihrer Konsistenz. Ich mag feinere Teigwaren viel lieber und habe kürzlich das Orginal-Rezept für die Soße einfach mit Spaghetti zusammen gemacht und es war soooooo oberlecker - zum "Reinlegen" :)

https://www.sardische-feinkost.de/b...-campidanese-lieblingspasta-der-sarden-rezept
 
Wieso "eigentlich"? Meine Mama (37er Baujahr) sagt immer, sardisches Essen ist Armeleute-Essen, denn sie hatten ja nichts... und mal ehrlich, das beste Essen ist doch das schlichte, einfache... wo die Zubereitung und meiner Meinung nach Hingabe und Respekt zu den Zutaten den Unterschied macht und man jede Nuance schmeckt und im Gaumem feiert!

Kein Schnickschnack... wie bei vielen Wannbe-Nobelitaliener hier, die meinen italienisch zu wirken oder zu sein... super gut kommt es dann auch wenn sich irgendwelche Nichtitaliener dann italienische Namen geben um authentisch zu wirken... alter Falter.... da kann man nur hoffen das zumindest ein Italienischer Koch in der Küche steht..
 
Mein deutsches Lieblingsessen, ist auch ein "Arme-Leute-Essen" - das hat meine Oma immer dazu gesagt, aber ich finde, gerade die einfachen Essen mit wenigen, unverfälschten Zutaten - das sind die schmackhaftesten Essen und ich werde immer Pellkartoffeln mit Quark und frischen Kräutern lieben!
 
da kann man nur hoffen das zumindest ein Italienischer Koch in der Küche steht..

Was auch nichts bedeuten muss... ich kann als deutscher scheinbar auch lecker Lasagne machen oder gehe oftmals nur noch zum echten Italiener um eben Pizza zu essen und sonst nichts... die lieben Italiener sind oftmals nur noch eine reine Entäusching und ihr Geld net wert ;) Muss aber jetzt net pauschal gesehen gewertet oder gesagt sein. Am Ende spielt Nationalität nicht immer die übergeordnete Rolle... die Zutaten, dass richtige Händchen helfen auch bei traditionellen Genüssen und darüberhinaus auf alle Fälle :)
 
Das ist wohl wahr... und auch ich bereite mir ein exquisites Schäuferle zu.. meine Frau macht auch tolles Sushi und für zu Hause ist das alles gut..

Aber wenn ich einen Abend und mein Geld in Essen gehen investiere, dann will ich echtes Essen in authentischer Küche und Umgebung..
Bedeutet, Sushi bitte vom Japaner und nicht vom Mexianer, einen fränkischen Krustenbraten von einem Franken und nicht vom Inder und der Italiener muss ein Italiener sein, idealerweise ein Familienbetrieb..
Ich weiß das ist so gar nicht europäisch oder tolerant, aber ist ja mein Abend, mein Geld und mein Genussmoment;)
 
...dann will ich echtes Essen in authentischer Küche und Umgebung..
Bedeutet, Sushi bitte vom Japaner und nicht vom Mexikaner, einen fränkischen Krustenbraten von einem Franken und nicht vom Inder und der Italiener muss ein Italiener sein, idealerweise ein Familienbetrieb..
Ich weiß das ist so gar nicht europäisch oder tolerant, aber ist ja mein Abend, mein Geld und mein Genussmoment;)

Also für "echtes Essen in authentischer Küche und Umgebung" muß man es wohl machen wie Anthony Bourdain und tatsächlich die jeweiligen Länder/Regionen aufsuchen.

Nur an der Nationalität des Kochs kann man das "echte Essen" nicht festmachen. Viele "ausländische" Gerichte in diversen ausländischen Restaurants haben mit der jeweiligen Küche des Heimatlandes wenig gemeinsam.

Besonder krass sind in der Beziehung die Chinesischen Restaurants, in denen a) nur in den seltensten Fällen Chinesen in der Küche stehen (oder auch nur Inhaber sind) und die 2. zumeist sehr an europäische Geschmacksnerven angepaßte Varianten chinesischer Speisen aus diversen Regionen Chinas anbieten.*
Ähnliches gilt in unterschiedlichen Graden für die diversen "Landesküchen" die man hier in Deutschland in den diversen ausländischen Restaurants findet. Man denke nur an "Pizza Hawaii" - Schaudergrauswürgreizunterdrück - die vermutlich als "für Deutschland erfundene italienische Variante des Hawaii-Toast" gelten müßte, wenn sie nicht in Kanada erfunden worden wäre.

Auch gerade bei "Sardischen Restaurants" in Deutschland werden auf der Speisekarte sicher viele sehr unsardische Gerichte zu finden sein, weil die Kunden sie erwarten. Was wäre das denn für ein "Italiener", der keine Hackfleischbolognese auf Spaghetti anbietet? Zarte Hinweise darauf, daß Bologna nicht auf Sardinien, sondern in der Emilia-Romagna liegt und daß ein Ragu alla Bolognese nie aus fein gewolften Mischhack, sondern aus grob gehacktem Rindfleisch bereitet wird, werden im Regelfall auf Unverständnis oder eher Unwissen stoßen. Und ein Restaurantbesitzer, der seine Gäste derart verunsichert oder sogar enttäuscht, wird meist sein Restaurant nicht lange betreiben, wenn er zu rigoros vorgeht. Also macht man doch lieber, um die Kunden nicht zu enttäuschen und Geld zu verdienen, ein paar Anpassungen an die Wünsche der Kunden...

Desweiteren habe ich keinerlei Probleme damit, wenn mir ein Inder einen Fränkischen Schweinebraten bereitet.
Wenn er ihn denn wie einen richtigen Fränkischen Schweinebraten zubereitet!
Schließlich bin ich ja auch ein - aus Niedersachsen - "Zugereister" im Frankenland und kann trotzdem ein paar "orginal fränkische" Sachen kochen. Und wenn ich das schaffe, kann das ein Inder sicher auch.
Auch gibt es sicher Mexikaner, die ein besseres Sushi zubereiten, als ein Japaner, der die Sushi Zubereitung nicht gelernt hat. Kochen lernt man nicht durch Genetik... :D Und meines Wissens geben japanische Sushi Meister ihre Kunst nicht ausschließlich an Japaner weiter.

Allerdings würde ich mich über einen Fränkischen Schweinebraten auf der Speisekarte eines indischen Restaurants dann doch ein wenig wundern... wobei... in meiner Heimatstadt Braunschweig gibt es ein Restaurant... wenn man es denn so nennen will... eher einen Imbiß... der auf einer Tafel am Eingang Werbung macht für "Gyros - Pizza - Currywurst". Der Inhaber und das Küchenpersonal sind überwiegend Griechen. Und sowohl Gyros, als auch Pizza und Currywurst werden sehr schmackhaft zubereitet... Naja, gelernt ist halt gelernt, denke ich da mal... :D

* Wobei Chinesen wohl auch sehr die "regionale Küche" bevorzugen... und gewisse Vorurteile haben

广东人天上飞的除了飞机、
地上爬的除了汽车、
四只脚的除了桌椅,
其余什么都吃。

Guǎngdōngrén tiānshàng fēide chúle fēijī,
dìshàng páde chúle qìchē,
sìzhǐjiǎode chúle zhuōyī,
qíyú shénme dōu chī.

Die Kantonesen essen alles, was am Himmel fliegt, außer Flugzeuge,
alles, was auf der Erde kriecht, außer Autos,
alles, was vier Füße hat, außer Stühlen und Tischen.
 
Authentizität
Wikimedia-Begriffsklärungsseite
Authentizität (von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“. Das Adjektiv zu Authentizität heißt authentisch.

Inhaltsverzeichnis


AllgemeinesBearbeiten
Authentizität bezeichnet eine kritische Qualität von Wahrnehmungsinhalten (Gegenständen oder Menschen, Ereignissen oder menschliches Handeln), die den Gegensatz von Schein und Sein als Möglichkeit zu Täuschung und Fälschung voraussetzt. Als authentisch gilt ein solcher Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden. Die Scheidung des Authentischen vom vermeintlich Echten oder Gefälschten kann als spezifisch menschliche Form der Welt- und Selbsterkenntnis gelten. Zur Bewährung von Authentizität sind sehr weitreichende Kulturtechniken entwickelt worden, die die Kriterien von Authentizität für einen bestimmten Gegenstandsbereich normativ zu (re-)konstruieren versuchen....

Nicht falsch verstehen, sicher gibt es Italiener die lieber eine Currywurst anbieten sollten statt zu versuchen Birne mit Gorgonzola auf Tagliatelle zu kredenzen... Natonalität ist kein Garant für Qualität... aber wo es mir nicht schmeckt geh ich ja sowieso nicht mehr hin. Auch finde ich es gut wenn so mancher kulinarisch über seinen Tellerrand hinauswächst, egal ob nun als Gastronom in seinem Lokal oder Privat in seiner Wohnküche.. Auch dürfen die Tomaten in einem italienischen Salat in Berlin Kreuzberg gerne aus dem Nürnberger Knoblauchsland sein... Wichtig ist wie so oft das Ergebnis...

Für mich stimmt aber das Ergebnis beim "bewussten" Essen gehen nur dann wenn einige Faktoren gegeben waren oder sind... Sollte es nach einem doch längeren Shopping Nachmittag dann mal schnell gehen kann es auch ein leckerer Burger vom Argentischen Rind in einer Oberpfälzer Raststätte sein, zubereitet vom ungelernten Libanesichen Koch mit Chinesischen Migarationhintergrund und serviert von Olga Die Tochter Deutsch-Russischer Eltern die in Rumänien geboren ist..

Aber wenn ich das Wochenende feier und mit meiner Familie einen Abend genießen möchte, dann suche ich mir mein Lokal sehr bewusst aus... Geschichte am Rande.. als hier bei uns, unser Stammitaliener mitten in der City seine Pforten schloß (vermutlich lag es an der fehlenden Bolognese oder er hatte vergessen das es Menschen gibt die gerne Pommes auf Ihrer Pizza essen...WTF!!!!!) und wir am Eingang unter neuer Führung und unter neuem Namen ein scheinbar italienisches Restaurant vorfanden und überlegten was wir tun.. nun, der Name was der Familienname des Inhabers ist klang italienisch die Karte beinhaltete ausgesuchte italienische Gerichte, also gingen wir rein da wir ja eh schon da waren... die Kids hatten Hunger.

Empfangen und an einen Tisch platziert kam dann auch der Chef persönlich, ein junger Adretter Mann, südländisch aussehend mit einem leichten fränkischen Akzent, ich fragte so allerlei, was aus den Vorbesitzern geworden ist, was passiert sei etc.. Nach dem er mich upgedatet hatte und von sich berichtete das er seit viele Jahren Gastronom sei, sein Vater Italiener und seine Mutter Spanierin sei und er mich auch kurz über sein Team informierte, war ich erst mal erfreut.. Wir bestellten.. die kleine liebt Gnocchi.. ich hatte Tagliatelle... und nach dem der Holzofen übernommen wurde, bestellten wir auch Pizza... Kurz.. das Essen war super, die Pizza anders wie anderswo aber dennoch gut... aber wenn ein Italienischer Spanier beim Servieren dann allen ernstes GNOTSCHI und Tackliatelle sagt, dann ist bei mir alles vorbei.. hätte der junge Mann nur einmal seinem Vater richtig zu gehört!! Das ist dann eben nicht stimmig und dann fühle ich nicht das was ich mir an so einem Abend erhoffe... BTW... haben wir dann nicht mal mehr Kaffee getrunken da ich Angst hatte das wenn ich zwei Kaffee bestelle er mir entweder anbietet das ein Kännchen Kaffee billiger wäre oder er nachfragt ob ich zwei EXPRESSOS möchte... für so was war ich an diesem Abend dann nicht mehr stark genug..

Nur ein kurzer Ausflug... um vielleicht ein wenig nachvollziehen zu können worum es mir geht..

Wir haben übrigens hier in Nürnberg einen ausgezeichneten Sarden, ganz ohne Bolognese oder Hawaii, der auch mal in den Sommermonaten zum Spanferkel grillen einlädt, mit begrenzter Teilnehmerzahl.. hier ist maximal das Bier fränkisch (Was auch gut so ist) alles andere Sardisch von der Nonna bis zur Enkelin..

Aber es ist wie es ist, am authentischsten und am besten isst man, meiner Meinung nach, italienisch in Italien und sardisch in Sardinien, und es sind wie so oft die unscheinbaren kleinen Tratorien oder ein kaum erkennbares Ristoro wo man am besten einkehrt um richtig gut und häufig auch günstig zu essen..

Ich habe auch schon in Düsseldorf einen hervorragendes Schäuferle gegessen, geschmacklich einwandfrei aber dieses Mini Gläschen Alt dazu sieht dann halt doch ein wenig komisch dazu aus...;)

Gibt eigentlich einen Thread mit Restaurant-Empfehlungen für das Bundesgebiet?

Euch allen einen schönen Sonntag

Gianluca
 
@Maik Decker - kann ich nur bestätigen. Nachdem ich jahrelang in verschiedenen Regionen von China diverse authentische Gerichte genießen durfte, war ich nie mehr in einem chinesischen Restaurant in Europa essen. Alles ist zu sehr an europäischen / deutschen Geschmack angepasst und zudem fehlen hier viele frische Zutaten.
 
Gibt eigentlich einen Thread mit Restaurant-Empfehlungen für das Bundesgebiet?

meinst du Empfehlungen sardischer Restaurants ? Da gab es immer mal wieder Tipps, an einen eigenen thread kann ich mich nicht erinnern

Ansonsten bitte ich euch die Exkursion nach China zu beenden und wieder zur Ausgangsfrage zurückzukehren - danke!
 
meinst du Empfehlungen sardischer Restaurants ? Da gab es immer mal wieder Tipps, an einen eigenen thread kann ich mich nicht erinnern

Ich wage mich zu erinnern das es bei "Sardinien auf den Tisch" glaube ich ein Verzeichnis gab, ich persönlich würde es auf italienische Restaurants beschränken oder erweitern, je nach dem was die Forumsregeln erlauben.
 
@ Gianluca - o.k. , ich bezog deine Frage auf das Sardinienforum

...... wenn es Empfehlungen italienischer Restaurants sind, die sich auf sardische Küche spezialisiert haben bzw. typisch sardische Gerichte anbieten - gerne ;):) , ansonsten sprengt das den Rahmen
 
@Sardinista

Okay, dann mach ich hier bei Gelegenheit einen Thread auf, evtl füllt er sich dann mit Leben.:)
 
... aber wenn ein Italienischer Spanier beim Servieren dann allen ernstes GNOTSCHI und Tackliatelle sagt, dann ist bei mir alles vorbei.. hätte der junge Mann nur einmal seinem Vater richtig zu gehört!! Das ist dann eben nicht stimmig und dann fühle ich nicht das was ich mir an so einem Abend erhoffe... BTW... haben wir dann nicht mal mehr Kaffee getrunken da ich Angst hatte das wenn ich zwei Kaffee bestelle er mir entweder anbietet das ein Kännchen Kaffee billiger wäre oder er nachfragt ob ich zwei EXPRESSOS möchte... für so was war ich an diesem Abend dann nicht mehr stark genug..

Nur ein kurzer Ausflug... um vielleicht ein wenig nachvollziehen zu können worum es mir geht..

Naja, ich erkenne Deinen Ansatz - aber nachvollziehen kann ich ihn nicht. Da bin ich dann doch anders gepolt. Wenn die Gnotschi wie Gnocchi schmecken darf man sie auch gern Kartoffelnudeln nennen. Und das Schöne beim Expresso ist doch, daß er so schnell serviert wird...
Soll heißen: Geschmack ist mir allemal wichtiger als das Trara drumherum. Andere definieren ihren Geschmack darüber, ob es nun korrekt Semmelknödel, Semmelnknödel oder Semmelnknödeln heißen muß, je nachdem wieviele Knödeln man aus einer oder mehreren Semmeln herstellen kann.

Und um wieder den Umweg zur sardischen Küche und ihren authentischen Rezepten zu finden: Wenn mir eine Zutat aus einem Orginalrezept nicht zusagt verzichte ich nicht gleich auf die ganze Mahlzeit sondern suche für diese Zutat nach Alternativen. Schmeckt dann vielleicht nicht mehr authentisch, aber vielleicht trotzdem lecker.
 
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