Museo Nivola in Orani von Schließung bedroht

Sardinista

Moderator
Su Corvu hat in einem anderen Beitag heute schon berichtet, dass verschiedene Museen auf der Insel von der Schließung bedroht sind, da die öffentlichen Zuschüsse wegfallen.

Betroffen ist auch das aussergewöhnliche Kleinod in Orani: das Museum mit Werken des weltbekannten Künstlers Constantino Nivola , der weitgehend in N.Y. lebend , seine sardischen Wurzeln nie vergessen hat.

Erst im letzten Jahr wurde der Anbau eröffnet - eindrucksvoll gestaltet und den Werken von Nivola optimal Raum gebend. Nun droht das "AUS" - bereits in den ersten Septembertagen soll das Museum geschlossen werden . Es ist für mich unfassbar, was da gerade passiert. Werden jetzt nach und nach die kulturellen Einrichtungen auf der Insel geschlossen - Geld aus/Licht aus / Kunst entsorgt ( im Falle des Nivola Museums an die Erben zurückgegeben )?

https://www.facebook.com/museo.nivola?fref=ts

Durch eine Spendenaktion soll jetzt die Zeit bis zu einer politischen Lösung überbrückt werden

http://www.kapipal.com/022ae50398ad4e189624b255fcb807d2

http://lanuovasardegna.gelocal.it/r...soldi-finiti-il-museo-nivola-chiude-1.9718223

IBAN è IT02G0567617300000003015960

BPMOIT22XXX

Wer in Orani war und dieses Museum und seine Kunstwerke kennt mag meine Empörung und Trauer nachzuvollziehen und sich vielleicht auch beteiligen?!! Lasst nichts unversucht, diesem Radikalschlag entgegenzustehen und nicht einfach kopfschüttelnd hinnehmen. Was schrieb Su Corvu -auch die Museen in Nuoro sind betroffen? Sardinia, wohin gehst du ?


traurig und zornig

Andrea
 
Kürzlich hat sich Claudia Firino, Bildungs- u. Kultur-Assessorin (Ministerin) der Region, in einem Interview mit der "Nuova" zur Situation der drei Museen geäußert. Ich fasse die Aussagen demnächst zusammen, hier die Quintessenz: "Es ist kein Geld da". Und diese Frau kommt von der SEL (Sinistra, Ecologia e Libertà)!

Es ist unglaublich, dass die politisch Verantwortlichen hier nicht begreifen, dass "Kultur" für Sardinien eine wichtige Ressource, einen produktiven "Standortfaktor" darstellt, nicht nur wegen der Touristen, sondern für die Sarden.

Seit gut 30 Jahren fahre ich mit unseren dt. Freunden u. Besuchern regelmäßig nach Nuoro zum Etnographischen Museum u. dem Geburtshaus der Grazia Deledda. Das wird sich dann wohl bald erübrigen. Und damit auch der Besuch der Kirche Santa Maria della Neve mit anschließendem Essen im "Portico" direkt unterhalb des Bischofspalastes.

In Orani war ich leider noch nicht, das wird noch rechtzeitig nachgeholt. Auch das MAN (Museum Kunst u. Arbeit) in NU habe ich noch nicht besucht. Wer kann mal darüber berichten?

Günther
 
Zuletzt geändert:
danke Günther für deine Beiträge zu dieser unsäglichen Kultur-Misere! Einen Besuch in Orani empfehle ich dir unbedingt,solange es noch möglich ist .....Die Kunst von Nivola, die seine sardischen Wurzeln spürbar werden lässt , zeugt von tiefer Ausdrucksstärke und die architektonische Gestaltung ist hervorragend. Dieses Museum könnte auch in N.Y. stehen und übertrifft bei Weitem jedwede Vorstellung eines Museums in ländlichem Umfeld. Auch die Begleitausstellung, mit der der amerikanische Fotograf, Carlo Bavagnoli, die Rückkehr Nivolas an seinen Geburtsort fotografisch festhielt, ist außerordentlich gut gelungen. Eine Schande und ein Armutszeugnis für die Regione, wenn dieses Museum , das erst im letzten Jahr seinen Erweiterungsbau eröffnete, nun geschlossen wird!!
Das MAN hat mir auch sehr gefallen und das Etnografische Museum sowieso. Auch das Geburtshaus von G.Deledda habe ich als eindrucksvoll und unbedingt besuchenswert abgespeichert. Warst du schon im Ciusa-Museum in Nuoro? Falls nicht : unbedingt bald nachholen, denn das wird sicher auch noch in das Sparprogramm aufgenommen (Steinmetztkunst vom Feinsten!)
Berichte bitte weiter zu diesem Thema

danke und lG Andrea
 
Hier die Kernaussagen aus dem Interview mit Claudia Firino (Kulturassessorin der Region, SEL) in der "La Nuova" vom 15.8.14:

"Weitere Mittel für ISRE? Das wird sehr schwierig sein"

  • Für das Museum Nivola in Orani werden wir unser Möglichstes tun. Es handelt sich aber nicht um eine Einrichtung der Region, sondern um eine Stiftung, welche von der Region jährlich 250.000 € Zuschuss über die Kommune erhält.
  • Isre (Sardisches Etnographisches Regionalinstitut, Träger des Etnographischen Museums u. des Deledda-Hauses in Nuoro) erhält im Jahr 2014 rund 7 Mio. €, 5. Mio. sind bereits ausgezahlt. Die Forderungen des Präsidenten des Isre (Murgia) sind sehr hoch, im Vergleich zu denen anderer Einrichtungen. Die Türen des Assessorats sind aber immer offen, um Ratschläge zu geben, aber zusätzliche finanzielle Mitte können wir zur Zeit nicht zu Verfügung stellen. Nächste Woche werden wir uns mit Isre zusammensetzen.
  • Ich bin für die öffentliche Förderung von Kultur, aber es müssen auch andere Mittel erschlossen werden, z.b. von der EU. Da die Aufgabe von Isre nach der Satzung auch Forschung ist, sollte es EU-Mittel geben können. Aber Isre hat die Forschung in den letzten Jahren stark vernachlässigt. 3 bis 4 der insgesamt 35 Mitarbeiter sollten Forschung betreiben, aber das ist nie realisiert worden.
Kommentar:

Die Assessorin verspricht kein Geld, aber gute Worte u. verweist auf andere Quellen. Kein Wort zur nicht nur regionalen Bedeutung der Museen, insbesondere zum Beitrag Gazia Deleddas zum "kulturellen Erbe" Sardiniens u. Italiens, wofür das Museum symbolische Bedeutung hat. Vielleicht weiß C. Firino nicht einmal, wer Grazia Deledda war. In Deutschland sind die wichtigsten Werke Grazia Deleddas publiziert worden: "Schilf im Wind" kurz nach der Verleihung des Literaturnobelpreises, andere Werke dann Anfang der 80er-Jahre als Taschenbücher.

Auf der anderen Seite verwundert es, wieso zwei recht kleine Museen für den laufenden Betrieb 35 Mitarbeiter und 7 Mio. € jährlich benötigen. Da ist vielleicht noch Einsparpotenzial.

Ich bin strikt dafür, dass sich der Staat nicht aus seiner öffentlichen Verantwortung stiehlt. Aber über Kooperation mit Ehrenamtlichen u. dem privaten Sektor muss nachgedacht werden. Die Casa Gramsci z.b. finanziert sich, nach dem Rückzug des PCI vor langer Zeit, über einen Unterstützer-Verein.

Günther
 
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Ein "Gefällt mir" passt vielleicht nicht so gut, weil mir eben NICHT gefällt, was mit den Museen gerade passiert,
ein "Danke für diesen Beitrag" passt vielleicht besser...

@Su Corvu,
Lieber Günther, DANKE!

@Sardinista,
Liebe Andrea, ich bin genau so traurig und zornig wie du...
 
Hallo Barbara,

ein "Danke"-Button gibt es hier leider nicht. Darum ein "gefällt mir" von mir, das ich in diesem Fall gleichsetze. Was mit den Mussen gerade passiert ist absolut nicht schön. Gerade habe ich mich mit meiner Frau über das Museum in Nuoro unterhalten (das mit den verschiedenen Trachten), das wir Anfang Juni noch besucht haben. Es ist zwar nicht groß aber dennoch gibt es einen wunderbaren Einblick in die Tradition, die noch (ohne Abhängigkeit vom Tourismus!) in Sardinien sehr gepflegt wird. Es hat uns dort sehr gut gefallen und das Eintrittsgeld haben wir gerne dafür gezahlt.

@Günther
Danke für deine Zusammenfassung!


Grüssle
Jürgen
 
Hallo Jürgen,
du meinst bestimmt das Museo della Vita e delle Tradizioni Popolari Sardi (auch "Museo delle Costumi" gennant), das Museum der sardischen Volkstraditionen, das Museum was ich leider (!) noch nicht kenne.
Mir bleibt nur die Hoffnung, dass sich vor der Schliessung des Museums noch die Gelegenheit ergibt auf die Insel zu kommen.
Sonst müssen die Museen, die ich in Nuoro schon besucht habe als kleiner Trost dienen:
- Museo Ciusa, wo ich letzten Herbst eine wunderbare Ausstellung gesehen habe, und ähnlich wie Sardinista es uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
- Museo Archeologico Nazionale, die ich allen Archäologie-interessierten gerne weiterempfehle
- Museo Deleddiano, wo ich mehrere Stunden im Haus und im Garten verbracht habe und versuchte mir vorzustellen wie Grazia Deledda dort gelebt hat.
Übrigens... die deutsche Fotografin Marianne Sin-Pfältzer hat den Garten des Geburtshauses von Grazia Deledda im Jahr 1956 fotografiert, zwei Bilder davon findet man in dem wunderbaren Bildband "Sardegna, paesaggi umani" (das ist das Buch, wonach Forumsmitglied Kasimir gesucht hat)

Jürgen, ihr seid bald auf der Insel ...?
ich kann euch sehr empfehlen nach Orani zu fahren und das Museo Nivola zu besichtigen (am besten mit Führung) und danach durch die Gassen zu schlendern und die wunderschöne Bilder von Carlo Bavagnoli zu bewundern (siehe auch: http://www.sardinienforum.de/threads/fotoausstellung-c-nivola-c-bavagnoli-in-orani.5672/ )

Liebe Grüße, Barbara
 
Zuletzt geändert:
Hallo Günther,
Danke für die Info. Was ich bisher nicht ganz erlesen konnte war über welche Art der Kürzung es sich handelt?
Soll das Geld ganz weg oder soll der Etat gekürzt werden?

Bei dem Museo Nivola denke ich, dass hier eine Rettung klappen kann. Viele sind sehr bemüht und es gibt im Netzt mittlerweile viele Initiativen.
Wenn ich es richtig verstehe, fehlen dem Museo Nicola 30.000 Euro.

Was das ISRE angeht, so bin ich über den (wenn er denn stimmt) Jahresetat etwas geschockt. Solche Etats werden bei uns nur zur Verfügung gestellt, wenn die Institutionen das Geld auch zur Drittmittelaquise verwenden ( Eigenanteile).
Und 6 Mio war wohl auch schon der Jahresetat im letzten Jahr. Was hat das ISRE mit dem Geld gemacht? Es wäre sicher gut gewesen hier früher hinzuschauen.
LG Elke
 
Zuletzt geändert:
Hallo Elke,
ich finde die reale finanzielle Situation von ISRE auch undurchsichtig u. muss jetzt mal recherchieren. Man müsste an einen Finanzbericht herankommen. ISRE hat ja auch Einnahmen. Vielleicht hat der Direktor Murgia auch nur mit Schließung gedroht, um (noch mehr) Geld von der Region zu ergattern. Das wäre natürlich der Hammer.
Günther
 
Zitat Günther:

Isre (Sardisches Etnographisches Regionalinstitut, Träger des Etnographischen Museums u. des Deledda-Hauses in Nuoro) erhält im Jahr 2014 rund 7 Mio. €, 5. Mio. sind bereits ausgezahlt. Die Forderungen des Präsidenten des Isre (Murgia) sind sehr hoch, im Vergleich zu denen anderer Einrichtungen. Die Türen des Assessorats sind aber immer offen, um Ratschläge zu geben, aber zusätzliche finanzielle Mitte können wir zur Zeit nicht zu Verfügung stellen. Nächste Woche werden wir uns mit Isre zusammensetzen.

Also bei aller Liebe, wieviel Geld brauchen die noch, um nicht schließen zu müssen? Andere Mueseen wären froh, diese Summe zu bekommen. Was macht die Stiftung?

Wieviele Familien hängen an diesem Topf???????????

Ich kann nur den Kopf schütteln!!!!!!

LG

Dieter
 
Bruno Murgia, Präsident des ISRE (Sardisches Etnographisches Regionalinstitut) in Nuoro, hatte angekündigt, dass die Museen zum 30. Sept. für die Öffentlichkeit geschlossen werden müssten, wenn die Region nicht umgehend die noch ausstehenden 2 Mio. überweisen würde. Das SIEFF 2014, das Festival des anthropologischen Films, welches seit über 30 J. stattfindet, ist bereits gestrichen worden.

Claudia Firino hat nicht gesagt, dass diese 2 Mio. nicht überwiesen würden, sondern festgestellt, "zusätzliche finanzielle Mittel können wir zur Zeit nicht zu Verfügung stellen". Welche zusätzlichen Mittel von Murgia gefordert wurden (und warum), geht aus dem Artikel in der "Nuova" nicht hervor.

Somit bleibt aus meiner Sicht die "Schuldfrage" offen. Fehlendes Engagement seitens der Region (Murgia) kann ich so nicht erkennen. Allerdings bleibe ich bei meiner Kritik: Eine Kultur-Ministerin, die nur in ökonomischen Kategorien denkt, wird der schwierigen Situation der Museen nicht gerecht. Aber B. Murgia sollte auch mal mit offenen Karten spielen. Wahrscheinlich wissen nur Insider, worum es wirklich geht. Die Kritik an C. Firino kam übrigens aus dem rechten politischen Lager.

Günther
 
Zuletzt geändert:
Wir waren heute im Museum in Orani, und nicht nur die Kunst, sondern auch die Architektur des Museums, besonders der neue Anbau, sind sehenswert. Wer auf Sardinien unterwegs ist, sollte sich das nicht eingehen lassen. Für die 5 Euro Eintritt bekommt man gleich eine persönliche Führung dazu.
 
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