Fauna Hirtenhunde
Wer so ein süsses kleines Lämmchen auf den Arm nimmt aus der Herde heraus oder es streichelt, kann plötzlich ganz neue unangenehme Erfahrungen mit den großen Weißen machen.

Gefühlskonflikt:

Am Strassenrand nahe Siniscola hielten wir und kochten Kaffee im Bus, mit offener Mitteltür, um den Dampf rauszulassen. Draußen war kalter Januar und es regnete. Eine Schafherde zog vorbei, Schäfer vorneweg, Hunde in der Mitte und die neuen Lämmer dahinter, jämmerlich blökend, denn sie waren klitschnass und ihnen war kalt. Ein ganz winziges sah unsere offene Tür und wollte unbedingt rein ins Warme und Trockene. Mir tat das kleine Tier leid und einen Moment war ich in Versuchung rauszugehen und es wenigstens ein bisschen zu trocknen. Da sah ich den großen Weißen, der mich unverwandt anschaute. (Tiere können Gedanken nicht direkt lesen, aber fühlen). Leise schloss ich die Autotür und ließ die Herde vorüberziehen.
 
Hallo Hans,
in allen italienischen Quellen, die ich gefunden habe, wird der Marremano als "cane da pastore" bezeichnet, also Hirtenhund. Wenn er bei einer Schafherde eingesetzt wird, hat er zwei Aufgaben: Er hütet, beschützt die Schafe, aber er treibt sie auch, ersetzt also den Schäfer, wenn der nicht da ist. Das kann ich bei einer Herde auf einem Nachbargrundstück genau beobachten.
 
Heute am Nachmittag war meine Frau unten im großen Grundstück Mirto pflücken. Die Hunde sind ihr gefolgt u. haben sie genau von weiter oben beobachtet. Denn sie wissen wohl, dass da unten Wildschweine sind.
 
Allerdings müssen solche Herdenschutzhunde entsprechend aufgezogen und ausgebildet werden. Und da habe ich bei den Sarden leichte Bedenken.

Pauschalurteile sind immer schlecht.
Allerdings habe ich auf der Insel schon ab und an Dinge mitbekommen, die die Aussage von Hans durchaus bestätigen.
Da waren z.B. arme Hunde an der Kette, in der prallen Sonne, ohne Wasser den ganzen Tag, bis zu einem Esel mit einer groben Eisenkette um den Hals, gezogen von einem Pickup die Straße runter. Anschließend wurde das Tier erschossen und verarbeitet.
Ausnahmen vielleicht, aber mich hat die Brutalität und Kaltblütigkeit im Umgang mit den Kreaturen schockiert.

L.G. Jürgen
 
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich, also in zwei Ländern, wo man auf die humane Haltung gegenüber Tieren ach so stolz ist, sind Tiere gesetzlich als Lebewesen anerkannt.
Seit 1990. Seit sage und schreibe ganzen fünfundzwanzig Jahren gelten Tiere hier rechtlich nicht mehr als Sache ...

peko
 
Hallo,
wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich habe von der Aufzucht und Ausbildung der Hunde geschrieben und nicht von der Haltung. Außerdem habe ich geschrieben "leichte Zweifel". Wenn hier einzelne ein bischen differenzierter auf anderer Leute Beiträge eingehen würden statt immer nur Allgemeinplätze abzulassen, wäre das schön.
Zum Thema: Ein Großteil der Unfälle in der Schweiz geht darauf zurück, dass die Hunde falsch gehalten und ausgebildet wurden. Die Schweizer haben hier ziemlich viel Lehrgeld bezahlen müssen. Warum die Sarden es besser können sollen, erschließt sich mir nicht. Der Link, den ich gepostet habe, führt auch nicht zufällig auf eine schweizer Seite und sardische Merkblätter habe ich bisher auch noch nicht gesehen. Nicht umsonst wird hier auch der Ratschlag, mit einem Stein zu drohen, erteilt. Eine etwas archaische Methode.
Im übrigen ist mir auch nicht bekannt, dass in Deutschland nach Flugpaten gesucht wird, um Tiere, vor allem Hunde, nach Sardinien zu bringen, weil sie in Deutschland streunen und sich niemand um sie kümmert. Umgekehrt wird wohl ein Schuh draus.
Grüße

Hans
 
Richtig ist allerdings auch, daß auch SardInnen manchmal Angst vor Marremanos haben, sogar vor unseren kleinen Süßen. Die jüngere Schwester meiner Frau wird geradezu hysterisch, wenn Fido ihr mal an der Hose knabbert, u. heute vormittag kamen Leute aus dem Dorf, welche uns Weihnachtsgrüße ausrichten wollten, aber sie kamen nicht zum Haus ... wegen der Hunde.
 
Unsere beiden Maremmanos waren gerade beim Nachbarn in der Schweinekuhle. Igitt! Aber sie sind ja selbstreinigend. Ich werde euch weiter über das "Abenteuer" mit den Hunden berichten. Ist ja auch für uns völlig neu. Gute Fotos habe ich noch nicht, kommen aber noch.
 
Hier zwei Fotos, um Weihnachten aufgenommen:

Auf dem einen Foto seht ihr die M. friedlich auf der Terrasse schlafend (völlige Ausnahme), auf dem anderen sind sie gerade aus der Schweinekuhle zurück u. werden sich gleich durch die Katzenklappe ins Haus zwängen - u. den Katzen alles wegfressen. Der Weg ist inzwischen versperrt.

Noch eine Anmerkung zu einem früheren Beitrag: Anders als dt. Schäferhunde brauchen Marremanos keine "Ausbildung", sie bilden sich in ihrer Herde mit den Eltern selbst aus. Und erziehungsresistent sind sie wohl auch. Bei uns haben sie bisher nur ihre Namen u. "Platz" gelernt - das reicht offenbar. Sie bewachen das Haus, uns u. unsere Katzen - was will man mehr.

In meinem nächsten Leben will ich auch ein Maremmano werden, frei u. selbstbestimmt.

Günther
 

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die meisten Hirtenhunde die ich immer sehe, haben ziemlich viel Respekt vor den Menschen , bellen und beschützen die Herde aber sobald du ihnen "passa via" zuschreist hauen sie ab; auch beim ausreiten verhalte ich mich so, sobald sie sich nähern gibt's ein scharfes "passa via" (meistens hören es auch die Schafe und ziehen auch los; ich nähere mich aber nicht zu sehr der Herde , lass sie in Ruhe, halte einfach Abstand
 
Seit wann gibt es Maremmanos auf Sardinien?

Die Frage ist ja mal hier aufgekommen. Habe mich kundig gemacht, aber nicht im Internet, da gab es nichts, sondern bei alten Hirten u. einem Historiker aus Nuoro: Maremmanos gibt es auf dem ital. Festland seit rd. 2000 J., u. auf Sardinien seit der Pisaner-Zeit, also ca. 1000 n.Chr. Der Maremmano ist also auch ein uralter "sardischer" Hund, heißt hier bei den Hirten aber "Fonnese" (nach der Gegend um Fonni in der Barbagia).
Und der "Fonnese" hat hier sein Daseinsrecht vor allen touristischen Migranten, u. auch vor mir, als Eingewanderter.

Ich werde gelegentlich über das weitere Verhalten unserer beiden "großen Weißen" berichten, denn das ist phänomenal. Heute kam mit ihren Eltern ein kl. Mädchen zum Haus, unsere Hunde kannten sie nicht. Da wir sie aber begrüßten, wußten Cara u. Fido sofort, die gehören zu uns und sind schutzbedürftig.

Das habe ich bei einem dt. Schäferhund (bin selber mit einem aufgewachsen) noch nie erlebt.

Günther

P.S.: Das mit "Fonnese" war eine Fehlinformation, hat mir gerade der Tierarzt erklärt. Ist eine andere Rasse, wie auf den Fotos von Artax zu sehen. Aber der Maremmano kam tatsächlich mit den pisanischen Soldaten u. deren Ziegen auf die Insel.
 
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Hilfe!

Gestern hat uns jemand zwei Maremmano-Welpen vor die Tür gelegt. Da wir ja schon zwei jetzt sieben Monate alte Maremmanos haben, können wir die Kleinen nicht behalten. Sie sind offenbar reinrassige Maremmanos, gesund u. (zu) munter.
Unsere Cara hat sie adoptiert u. pflegt sie u. spielt mit ihnen.

Wer möchte einen geschenkt haben?

(In D. oder CH zahlt man bis zu 1.500 €)

Die erforderlichen ärztlichen Untersuchungen u. Impfungen können bei unserem Tierarzt in Budoni gemacht werden, auch der internationale Tierpass.
Kontakt bitte per E-Mail: sander.guenther@gmail.com

Hier einige Fotos:

IMG_7447.JPG IMG_7449.JPG IMG_7450.JPG IMG_7451.JPG
 
Hallo Günther,
Oh sind die putzig, wenn wir nicht schon 2 Hunde hätte, würde ich es mir überlegen.
Leider muss man so konsequent hier sein, sonst hätte ich schon einige Hunde aufgenommen.
Wenn du sie nicht verschenkt bekommst, ich kenne hier jemanden der mit der Organisation Niemandshunde arbeitet.
LG Kerstin
 
Liebe Kerstin,

hier im Dorf wird niemand einen wollen, das ist klar. Über den Charakter von Maremmanos ist ja hier schon einiges geschrieben worden, darunter viel falsches. Unsere bisherigen Erfahrungen mit Cara u. Fido zeigen: Diese Hunde sind absolut defensiv u. friedfertig. Besuch erkennen sie sofort wieder, mit unseren Katzen vertragen sie sich bestens, und auch mit anderen Hunden, z.b. von Spaziergängern, gab es keine Probleme.
Wenn Du mir den "Niemandshunde"-Kontakt sagen könntest?
Grüße vom Berg,
Günther
 
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Wie niedlich, der sie euch gebracht hat, weiß das sie es gut bei Euch haben.
 
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Aber Du kannst den kleinen Maremmano doch Deiner Frau schenken ... noch ist er ja klein, aber nicht mehr lange!
Es ist übrigens erstaunlich, dass diese Hunde bei ihrer Größe ziemlich wenig fressen. Gut für den Geldbeutel.
 
Der Maremmano ist immer noch zu haben, die bisherigen Nachfragen haben sich zerschlagen. Der Hund wird heute untersucht, geimpft u. bekommt den Chip. Wir suchen dringend jemanden, der ihn geschenkt haben möchte! Und später jemanden, der ihn als "Flugpate" oder im Auto mitnehmen könnte.

Günther

P.S.: Der Tierarzt von der ASL war eben hier. Hat nochmal bestätigt: Reinrassiger, relativ kleiner Maremmano, 2 Mon. alt (da hatten wir uns total verschätzt) heißt vorläufig "Biancu".
 
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Wir haben jetzt pro-tier.ev gebeten, die Vermittlung von "Biancu" nach D. in die Hand zu nehmen.
So sieht der Kleine jetzt aus:

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