Wer bei uns in der Gegend z.b. Schafe hat, kann davon leben. Aber wer hat noch Schafe, Kühe, Ziegen ... ? Warum werden kaum neue landwirtschaftliche Kooperativen gegründet? Warum keine autonomen Handelsverbindungen zum europ. Ausland aufgenommen, anstatt das Geschäft den internat. Lebensmittelkonzernen zu überlassen?
Die Schafe dienen vorrangig der Milch-/Fleischprduktion, oder? Weil zumindest in Deutschland heutzutage ja mit Schafswolle kaum noch Geld zu verdienen ist - leider...
Und landwirtschaftliche Kooperativen haben halt das Problem der industriellen Konkurrenz - auf Sardinien, wie auch in Deutschland. Große Betriebe sind zumeist besser organisiert und greifen dadurch auch besser die EU Fördermittel ab, während für die kleinen Betriebe und Kooperationen kaum etwas übrig bleibt - leider.
Um wirklich erfolgreich zu sein, bleibt kaum etwas anderes als ein besonderes Herausstellungsmerkmal bieten zu können. Besondere Produkte oder halt Qualitätsmerkmale zum Beispiel. Und man muß eigene Vertriebswege finden oder halt selbst schaffen. Macht alles sehr viel Arbeit und kostet Zeit und in der Anfangsphase auch Geld. Zudem braucht so eine Kooperation ja i.d.R. auch Leute, welche sich (ausschließlich) um die Organisation der Kooperation kümmern.
Beispiel aus meiner mittelbaren Nähe: Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall (
http://www.besh.de/) gibt es seit 1986. Da hat es aber auch gut 15 Jahre gedauert, bis es richtig lief. Inzwischen ist die Marke großflächiger bekannt, auch durch eine Kooperation mit EDEKA, die in vielen Filialen Schwäbisch-Haller Produkte anbieten.
Gegenüber Betrieben auf Sardinien hat die BESH nun sicherlich den Vorteil, daß die Wege zu potentiellen Kunden um einiges kürzer sind - weil mehr finanzstarke potentielle Kunden in geringerer Entfernung vorhanden sind - bzw. man durch die Verbindung mit EDEKA deren Transport- und Vertriebsnetz nutzen kann.
Finanzstarke Kunden werden benötigt, weil die Produkte vom Preise auf Grund der Qualität und der Herstellungsmethoden doch sehr über denen der ALDI/LIDL/NETTO Konkurrenz liegen, was in Deutschland ja oft Probleme bereitet, weil hier ja viele Leute bei Lebensmitteln sehr auf das "billig" achten, und vergessen, daß "billig" eigentlich keine positive Eigenschaft ist, im Gegensatz zu "preiswert".
Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, daß die Erzeuger auch enorm viel mehr verdienen, da die Preise ja nur aufgrund höherer Kosten über denen der Billigware liegen, diese aber aus Konkurrenzgründen auch nicht zu sehr überschreiten können, was den potentiellen Gewinn sehr einschränkt.
Wo findet man als sardische Kooperative nun diese finanzstarke Kundschaft, welche einem die Produkte auch abkauft?
Sardinien hat knapp an die 1.7 millionen Einwohner. Also gerade mal halb so viele wie Berlin oder 50% mehr als die Region Braunschweig (inkl. Wolfsburg, Helmstedt, Salzgitter und Umland). Die finanzielle Situation der Sarden ist aufgrund fehlender Industrie deutlich schlechter als in Berlin oder Braunschweig. Zwar ist die Bevölkerung im Süden Europas eher bereit mehr Geld für Lebensmittel mit entsprechend besserer Qualität auszugeben als die "sparsamen" Deutschen, aber die zur Verfügung stehenden Mittel sind geringer.
Bliebe also eigentlich nur der Export. Aber gerade bei Lebensmitteln bedeutet Export auch wieder recht hohe Kosten z.B. wegen erforderlicher Kühlung etc. was die Waren im Ausland gegenüber den dort hergestellten dann doch sehr verteuert und somit den potentiellen Absatz erheblich einschränkt.
Irgendwie also ein Teufelskreis... einerseits qualitätsbewußte Kundschaft mit wenig Geld, andererseits Kundschaft mit Geld, die aber lieber in andere Dinge als Lebensmittel investiert - wie z.B. Urlaube in der Karibik (oder auf Sardinien, wo man sich dann über die leckeren Lebensmittel freut, aber über die zu hohen Preise mokiert...)
Meine Schlußfolgerung:
Kooperationen und eigener Export statt Nutzung fremder Handelsverbindungen sind/wären nur sehr langfristig eine mögliche Lösung.
Ausweitung des Tourismus, um mehr Geld nach Sardinien zu bringen und damit den Einwohner zu erlauben selbst mehr (regionale Produkte) zu konsumieren ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits würden mehr Touristen auch mehr Geld bedeuten, andererseits ginge aber vielleicht ein Herausstellungsmerkmal Sardiniens verloren, nämlich daß es kein Ziel für den Massentourismus ist.
Da den Mittelweg zu finden wird sicher schwer.
Alternativ könnte natürlich noch darüber nachgedacht werden abseits von Landwirtschaft und Tourismus Einnahmequellen zu finden oder zumindest Kosten zu senken, um damit mehr Geldmittel für den Konsum regionaler - sardischer - Waren zur Verfügung zu stellen.
Man stelle sich zum Beispiel vor, die Sarden fänden Interesse an Sonnenkollektoren zur eigenen Stromversorgung. Und von da zur Nutzung von Elektroautos... auch da dauert es eine Weile, bis sich eine Investition bezahlt macht, aber das ist ja immer so.
Bleibt aber die Frage, wie man ein sardisches Bergdorf interessant genug macht, damit auch die nächste Generation weiterhin dort leben will...
Lösungsvorschläge?