Tourist bei Budoni ertrunken
Beim Versuch, seiner Tochter zu Hilfe zu kommen, ist ein Urlauber aus Deutschland vorgestern am Strand Sa Cappaniza ertrunken. Die Tochter war im durch den Maestrale sehr bewegten Wasser in Schwierigkeiten geraten; sie konnte von anderen Badegästen gerettet werden. (La Nuova, 6.9.16)

(Der Maestrale ist ein sehr starker Nordwestwind, also an der Nordostküste ablandig, so daß die Gefahr besteht, aufs offene Meer abgetrieben zu werden - so wie kürzlich die beiden deutschen Mädchen mit ihrem Gummi-Kanu. Sie wurden von einem Segelschiff gerettet)
 
Zuletzt geändert:
Hallo,
da ich im Urlaub auch immer fleißig die regionale Zeitung lese, war ich auch immer wieder betroffen von den Nachrichten, dass wieder jemand im
Meer verunglückt ist.
Es gab innerhalb der 2 1/2 Wochen, die wir da waren, mehrere Meldungen. An 3 erinnere ich mich sicher. Unter anderem auch der oben genannte.
Ein frz. Kind, 5 oder 6 Jahre alt, der mit dem Kopf an Felsen geschlagen ist (ebenfalls Budoni), und ein Deutscher, der in starker Strömung beim CP Bella Sardegna (Is Arenas) ins Wasser gesprungen ist und ein Herzversagen hatte.
Das Meer hat uns dieses mal mehrfach gezeigt, wie wechselhaft und auch gewaltig es ist und es gilt nach wie vor bei aller Urlaubsfreude die Gefahr im Auge zu behalten.
Mein Sohn hat mir dieses Mal mehrfach gezeigt, dass er dies begriffen hat.
Eine Situation, die hätte gefährlich werden können war, als er mit dem SUP raus gepaddelt ist - bei glattem Meer, kaum Wellen und Wind- und plötzlich Wind aufkam und stark ablandiger Wind blies. Er hat kurz versucht dagegen anzukämpfen, hat beobachtet, was das Meer macht und kam sofort zurück.
Seine Aussage war "Mama, ich wollte nicht zum Spielball vom Meer werden und habe es versucht, aber das geht echt nicht." Das hat mich mächtig beeindruckt.
Ein anderes mal waren wir auch bei ruhigem Meer am Strand, er hatte gerade von einem Strandverkäufer eine Wasserballon in Wassermelonendesign von seinem Taschengeld gekauft (und er gibt eigentlich nie was aus :)) und damit mit seiner Schwester im Meer gespielt. Alles ruhig. Auch hier plötzlicher Wind, der nicht abgespannte Sonnenschirm flog plötzlich, wir Eltern sind hinterher gehechtet und dann kam auch schon der Ruf aus dem Wasser. Ich sehe nur noch unseren Sohn relativ weit draußen, der versucht an den Ball zu kommen, der aber in unglaublicher Geschwindigkeit abgetrieben worden ist!
Ich bin losgekrault und war überrascht, wie lange ich gebraucht habe, ihn zu erreichen und er war völlig aufgelöst, weil er sich so angestrengt hat, diesen Ball zu erreichen. Aber er hat aufgegeben, obwohl er verzweifelt und traurig war, dass der vor 5 Minuten gekaufte Ball flöten gegangen ist.
Aber er konnte einschätzen, dass er aufgeben muss und die Kraft nicht reicht. Wir haben den Ball dann durch unser Fernglas weiter beobachtet.
Das hat wirklich einiges an inneren Bewegungen in die Gänge gebracht. Hut ab vor unserem Sohn, der hier einiges gelernt hat.
So einen unglaublich schnellen Wandel in der Wellenbewegung und im Wind habe ich so auch noch nie auf der Insel erlebt.
Und es sind wohl so auch ein paar Segelfreunden, die durch raschen Wechsel des Windes an die Felsen schlugen und das (gemietete)Segelboot wohl schwer beschädigt wurde. Wenn ich hier so schreibe, gab es wohl doch noch mehr solcher Begebenheiten, die ich gelesen habe und mir nach und nach einfallen.
Aber solche Situationen, wie die von Su Corvo beschrieben bzw. gelesene, ist schon heftig. Der Tochter helfen zu wollen, was wohl jeder gemacht hätte und dann endet es so. Wirklich schlimm.
Giovanina
 
Ich hatte auf dem Fluss Cedrino mitten im Sommer beim Kanufahren ein Erlebnis, ohne Kenntnis über Kanus und natürlich ohne Schwimmweste, auf das ich so auch hätte verzichten können und mir wird ganz anders, wenn ich mir vorstelle, dass auch Kinder hätten dabei sein können. Aber das ist eine andere Geschichte ;). Ich habe ja auch schon an anderer Stelle im Thread "Gefahren des Meeres" über eine Gefahrensituation berichtet, die ich selber kürzlich erlebt habe. Ich frage mich gerade auch jetzt, wenn ich den eindringlichen Beitrag von giovanina lese, ob man nicht nur überängstlich wird, je mehr man über die Gefahren weiß und ist es wirklich gut, so viel zu wissen, so sensibilisiert zu sein? Früher hätte ich im Traum nicht an diese Gefahren des Wassers, egal ob Meer, Fluss oder See, gedacht bzw. gar nicht erkannt. Gott sei Dank hatte ich immer, besonders als junge Mutter, einen Schutzengel mit sehr großen Flügeln. Dafür bin ich unendlich dankbar.
So einen unglaublich schnellen Wandel in der Wellenbewegung und im Wind habe ich so auch noch nie auf der Insel erlebt.
Diesen Eindruck habe ich auch.
 
Hallo Georgie,
ich glaube nicht, dass ich in der Hinsicht überängstlich bin. Und ich will das Gefühl auch nicht an meine Kinder vermitteln.
Aber eine gewisse Vorsicht walten lassen, das Meer beobachten und den Wind beachten finde ich wichtig.
Es ist doch wie bei vielen im Leben: wenn man sich auskennt, wenn man sich dadurch sicherer fühlt, hat man dadruch auch wieder wesentlich mehr Freiheiten. Die Natur beobachen und von ihr lernen ist doch auch sehr schön.
Giovanina
 
@giovanina
ich meinte auch nicht dich damit, sondern allgemein.. Es ist nicht immer leicht, die Balance zwischen gebotener Vorsicht und Spass zu finden. Aber genau das ist notwendig, um nicht in Gefahr zu geraten, dazu gehört eben auch das Wissen um die Gefahren. Dazu wollen wir mit unseren Erlebnisberichten beitragen. Selbst Erlebtes oder persönliche Berichte darüber ist wirkungsvoller als jeder erhobene Zeigefinger. Ich bin absolut einig mit dir.
LG
Georgie
 
Den heimtückischen ablandige Wind, kann ich nur bestätigen.
Verwundert lagen wir letzte Woche an der Cala Ginepro, als ein Vater wild schreiend seinen beiden etwa 10-12 jährigen Jungs verbot, zu versuchen, dem abtreibenden Wasserball zu holen.
Innerhalb von nur wenigen Minuten war dieser dann aufs offene Meer abgetrieben und mit Respekt vor dieser väterlichen Weitsicht, denke ich noch heute daran.

sonniges Allgäu 23 Grad
Jürgen
 
Wenn sowas in einer Urlaubsregion passiert wird es einem wohl besonders ins Bewußtsein gerufen, wie gefährlich Wasser sein kann...

Die regelmäßigen Toten in deutschen Flüssen, Seen und Kiesgruben gehen da dann wohl eher unter (sic!).
Flüsse haben regelmäßig mehr Ströung als gedacht und Seen und Kiesgruben - insbesondere letztere - haben oft untr dem warmen Oberflächenbereich eine Temperaturschwelle, ab der das Wasser dann etliche Grad kälter ist, was bei Schwimmern mit Herzproblemen ernste Konsequenzen hervorrufen kann.

Um Unfälle zu verhindern ist da m.E. vorwiegend Aufklärung über die möglichen Gefahren vonnöten. Und Schwimmunterricht an den Schulen - wie noch zu meiner Jugendzeit - wäre sicher auch nicht schlecht...
 
ich stimme ja den Beiträgen hier voll und ganz zu, das das Meer sicherlich immer seine Gefahren birgt.
Allerdings was ich im September in Budoni selbst erlebt habe, grenzt an absoluter Inkompetenz und Unverschämtheit der örtlichen Verantwortlichen.
Ich habe mit erlebt, wie ein Vater um das Leben seiner Tochter gekämpft hat und dann selbst zu Tode gekommen ist.
Ich kritisiere nicht die örtlichen Rettungsschwimmer, sondern die Verantwortlichen, die den Rettungsschwimmern mangelnde Möglichkeiten zur Rettung von Ertrinkenden zur Verfügung stellen.}:-)
Der Vater wäre ohne Zweifel gerettet worden und er wäre sicherlich auch nicht in eine derartige lebensbedrohliche Situation gekommen, wenn den Rettungsschwimmer entsprechende motorisierte Boote zur Verfügung gestanden wären.
Der Vater hat fast eine Stunde um sein Leben gekämpft, während Hunderte von Touristen am Strand standen und Fotos gemacht haben. :mad:
Mit einem Motorboot oder Jetski wäre der Mann innerhalb von 5 min gerettet worden.
Diese Investition ( wahrscheinlich nicht einmal eine Tageseinnahme der Parkplätze ) wäre sicherlich sinnvoll !!!!!
Für mich ist es eine Schande und eine Unverschämtheit - eigentlich fehlen mir die Worte das zu beschreiben, was ich fühle - dass die Verantwortlichen so skrupellos sind und immer wieder den Tod von Menschen einfach in Kauf nehmen.
 
Und wieso konnte der Rettungsschwimmer nicht helfen, wenn man den Vater doch "stundenlang" vom Ufer beobachten und fotografieren konnten? Das ist eine wertfreie Frage.
 
Die Rettungsschwimmer konnten nicht helfen, weil in Budoni eine starke Strömung herrscht und diese den Mann ins Meer hinausgezogen hat. Die Rettungsschwimmer haben versucht mit dem Ruderboot zu ihm zu kommen, aber leider vergebens, da der Wellengang sie immer wieder zurück ans Ufer trieb. Mit dem jetski, den jemand nach ca. 1 Stunde organisiert hatte, wurde dann der Mann geborgen. Das hat dann ca. 5 - 10 Minuten gedauert.
 
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