[Gast112]

Üblicherweise, nachzulesen in fast allen Reiseführern über Sardinien, wird "Golfo degli Aranci" mit "Orangengolf" übersetzt. Der Ursprung des Namens scheint aber ein ganz anderer zu sein. In Th. Münsters "Die sardische Hirtin" fand ich kürzlich den Hinweis, die Wortbedeutung müsse eine andere sein, denn in dieser kargen, felsigen Ecke der Gallura gäbe es teils noch nicht einmal Macchia, geschweige denn Orangenbäume. Vielmehr sei der Name vom galluresischen Toponym "Golfu di li Ranci" (ital. Golfo dei Granchi) abgeleitet, was heißen will "Golf der Krebse".
Eine Recherche auf der Homepage der Hafenbehörde von Olbia bestätigt diese Hypothese als die wahrscheinlichste unter mehreren.
Also, Reiseführerautoren, korrigieren!

Günther

 

[Georgie]

Das ist ja schön, dass ihr beiden wisst, wer genau Guilio Angioni ist. Das trifft auf viele sicherlich nicht zu, nicht alle haben das Buch von Marianne Sin-Pfältzer. Deshalb fände ich ein paar erklärende Worte zu Guilio Angioni sehr interessant. Wäre auch eine schöne Gelegenheit, auf dieses wunderbare Buch mal wieder aufmerksam zu machen.
Danke
Georgie

 

[Georgie]

Guilio Angioni wurde in einem vorangegangen Beitrag, auf den ich mich oben bezogen hatte, zitiert und später vom Beitragsschreiber wieder gelöscht Schade, denn auch Guilio Angioni schreibt über die Sprachkonfusion um den Golfo degli Arangi - Orangengolf.

Guilio Angioni ist ein bedeutender Schriftsteller der zeitgenössischen sardischen Belletristik, Mitautor des Bildbandes von Marianne Sin-Pfältzer "Sardinien Menschliche Landschaften" und hat seinen Essay "Bilder und Worte" den Fotos von Marianne Sin-Pfältzer vorangestellt.

Unter "Altes und Neues" schreibt er::
"Wer vor 50-60 Jahren nach Sardinien kam, landete meist an der Nordküste. ..... beginnend in Porto Torres oder Olbia, das manch einer damals noch Terranova nannte, oder besser am Golfo degli Aranci, dem "Orangengolf" dessen Orangen freilich nur eine Verballhornung der im Galluradialekt li ranci genannten Krebsen sind....."

Ich hätte die Erklärung lieber einem Sachkundigeren als ich es bin überlassen.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass der Bildband von Marianne Sin-Pfältzer wunderschön und sehr empfehlenswert ist.

Georgie

 

[Gast112]

Hallo Georgie,
bitte mach es nicht komplizierter, als es ist. Zu " Golfu di li Ranci" ist nach dem derzeitigen Wissensstand doch alles gesagt worden - in meinem Beitrag zur Bemerkung von Th. Münster u. im Beitrag von Rainer Pauli, der dies im Zitat aus dem Beitrag von Angioni im Bildband von Sin-Pfältzer nur noch einmal bestätigen wollte.
"Erklärende Worte" zu Angioni konnte ich nicht beisteuern, da mein MSP-Bildband bei unserem Sohn in D. ist, ich also nicht nachlesen konnte. Ansonsten ist mir G. Angioni als "bedeutender Schriftsteller der zeitgenössischen sardischen Belletristik" nicht bekannt.

Ich bin übrigens sehr positiv überrascht, dass es zu diesem sehr speziellen Thema eine gute Resonanz gibt, denn "Kultur" steht ja hier unter mehr als 6.300 Mitgliedern des SF nicht gerade an vorderer Stelle. Danke,
Günther

 

[Georgie]

Hallo Günther,
jetzt mach du es mal nicht kompliziert.
Ich habe nur den ursprünglichen Kontext, der durch eine geheimnisvolle Selbstzerstörung mit Zeitansage (Zitat Pauli "Hinweis an Admin: Diese Nachricht zerstört sich innerhalb von 60 Minuten von selbst. Keine weitere Aktion notwendig") verloren gegangen war, zum Verständnis meines Beitrages wieder hergestellt.
Und genau, Günther, es war alles gesagt.
Georgie

 

[tom]

Ist das Leben nicht schön. Schon zeitig in der Früh zwitschern die Vögel und die Sonne lacht vom Himmel. Der Frühling klopft an die Tür. Mit offenen Armen wollte ich ihn empfangen. Doch was macht er, er traut sich noch nicht so recht. Wohl etwas schüchtern.

Was leckeres zum Essen gab es heute auch. Es gab fast Krebse in Orangensoße (hab dann doch Hühnchen genommen). Dazu einen Vermentino ARAGOSTA (das ist der mit der Languste). Einen ASTICE (das ist der mit dem Krebs) konnte ich keinen auftreiben.
Habt ihr eigentlich gewusst, das es ORANGEN-ZWERGKREBSE gibt. Einem gewissen Jose Guadalupe POSADA haben die bestimmt geschmeckt. ..?..

Hallo Günther,
Ich glaube ich weiß warum dein Beitrag soviel Resonanz geerntet hat. Die Leute freuen sich über solch interessante Geschichten. Jedenfalls hunderttausend mal mehr als über diese doofen Posts über abgefahrene Reifen von irgendwelchen Asphaltfressern.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, gutes Gelingen, Ski heil, guten Flug, Inspiration, einen schönen Urlaub, interessante Gespräche, helle Tage, eine schöne Zeit, was auch immer ihr vorhabt ... auguri, Tom


DER GOLF DER KREBSE

"Die Bucht, mit der das Meer in die Nordostflanke der sardischen Sandale hineingreift und in deren inneren Winkel Stadt und Hafen Olbia sich einschmiegen, ist zwanzig Kilometer tief und ebenso breit. Am schönsten bietet sich dieses zauberhaftes Stück Erde vom äußersten nördlichen Ende der gewaltigen Bai dar. Hier greift eine schmale Landzunge, das Vorgebirge Figari, mit einem letzten Schwung in die offene See hinaus, an seiner Innenseite den kleinen Golf von Aranci bildend. Golfo degli Aranci, wie dieser Name blütengleich dahinweht, wie er nach Orangen duftet! Leider hat der Name nichts mit Orangen zu tun, er ist aus "Granchi" entstanden, d h. Krebse, doch wird der Fremde einen Golf der Krebse nicht weniger reizvoll finden als einen Orangengolf.
Wer von diesem Ufer nach Süden blickt,hat eines der eindrucksvollsten Bilder vor Augen, die das Mittelmeer zu zeigen hat. In leuchtendem Bogen schwingen sich Inseln und Gebirge um den Horizont, schieben sich die ätherblauen Kulissen ferner Bergfassaden neben- und voreinander. Nahe voraus, fast zum Hinüberschwimmen einladend, dunkel und schroff die Isola di Figarolo, die Wächterin der Arancibucht. Fern dahinter, gleichsam am jenseitigen Ende der großen Bogensehne, türmt sich die Insel Tavolara wie ein aus dem Weltall niedergeschmettertes Meteor. Im Innern der Bucht schwimmt winzig der Leuchtturm von Olbia auf dem Wasser, von hier nur wahrzunehmen, weil sein Kalkanstrich das Sonnenlicht kräftig reflektiert. Ferne Schiffe gleiten vom Meer her in den Golf und bewegen sich unmerklich wie Uhrzeiger vor der Küste fort, bis eine Insel ihr Bild verschluckt." ..


"KLEINE REISE DURCH SARDINIEN" von ERNST KÖPPEN Scherpe Verlag um 1960

 

[Gast112]

Hallo Tom,
ein schöner Beitrag. Man könnte meinen, Köppen & Münster seinen gleichzeitig auf der Insel gewesen (möglich!) und hätten in der schlichten Osteria am Hafen von Golfo degli Aranci "Krebse in Orangensoße" verzehrt (Vermentino di Gallura natürlich auch dazu). Und weil Münster Gallurese verstand, hat er Köppen wohl aufgeklärt.
Günther

 

[Gast112]

Nachtrag: Ich hatte "Die sard. Hirtin" verliehen, konnte daher die Fundstelle bei Th. Münster nicht zitieren. Er schreibt von der Einfahrt des Schiffes in den Golf von Terranova (Olbia):

"... war ich rechtzeitig an Deck gegangen, um nach den verheißenden Organgenhainen Ausschau zu halten. Ich sah nur ein paar steile Felsen ... aber je mehr wir uns dem Land näherten, je tiefer wir in die Orangenbucht eindrangen, umso größer wurde meine Gewißheit, daß in dieser Landschaft niemals eine Orange gewachsen war. Graublau der Felsen und ein wenig gelbgraues Land dazwischen ... das war die Landschaft der Orangenbucht. Ich kann mich nicht erinnern, dort auch nur einen Baum gesehen zu haben ... Übrigens habe ich mir später sagen lassen, die Bucht sei nicht nach den Früchten benannt, die ich vergeblich suchte, sondern nach einem Wort aus der sardischen Sprache, das nicht Orange, sondern Languste bedeutet. Langusten gab es denn auch in ausreichender Menge" (S. 20 f.)

Wie findet ihr denn "Die sardische Hirtin"? Die Kommentare meiner Freunde und Bekannten gehen weit auseinander, von "Kitsch" (natürlich Blödsinn) bis "super gut" (natürlich super richtig).

Mein Exemplar war auch nur geliehen, und als ich es jetzt im Internet kaufte, waren die Preise schon ziemlich in die Höhe gegangen. Das kommt davon, wenn man eine unscheinbare Buchbesprechung in Zeiten von amazon & co. macht.

Günther

 

[stelladimare]

Wie schön so vieles über "meinen" Ort Golfo Aranci zu lesen. Was hat sicher dieser nette kleine Ort im laufe der Jahre verändert. Durch Initiative des neuen dynamischen Bürgermeisters wurde im Ort viel verändert, es wurde eine schöne Hafenpromenade gebaut und so einiges mehr.Im August locken tägliche Abendveranstaltungen zahlreiche Touristen nach Golfo Aranci .Und einen jungen Mann mit einer ganz tollen Tenorstimme haben wir auch, Giuseppe Serra (Videos auf YouTube), der sogar dieses Jahr mit einer kleinen Tournee durch Deutschland startet. Ein Naturtalent !!

 

[marai]

und als ich es jetzt im Internet kaufte, waren die Preise schon ziemlich in die Höhe gegangen.

Ja Günther,

habe es gleich gekauft und in einem guten Zustand für 0,42 € erhalten.
Gelesen wird es erst im Urlaub.

 

[Sardinista]

€ marai- auguri ! - ich habe mit Flecken € 6,90,- gezahlt ( ist es mir aber wert!); gelesen habe ich es noch nicht

 

[Gast112]

Und ich 9 €!
Und sagt dann bitte mal eure Meinung zur "Sardischen Hirtin"

 

[eumel]

Günther, mach ich sobald ich es gelesen habe
LG

 

[hoffi]

Hallo stelladimare,
Was die Entwicklung von Golfo Aranci angeht, kann ich Dir nur zustimmen. Es hat sich vom reinen Hafen zu einem netten Kuestenstaedtchen entwickelt. Straende und Landschaft sind ohnehin wunderschoen, weshalb ich nicht verstehe, weshalb der Ort im Forum oftnicht so gut wegkommt.
Gruß Klaus

 

[Gast112]

Hallo Klaus,
Bewertungen haben ja auch manchmal mit Interessen zu tun, außerdem sind alle Einschätzungen subjektiv, aber ich ändere meine manchmal auch. Beispiel Budoni. Dazu habe ich mich öfters kritisch geäußert, insbesondere zur Gastronomie. Aber es gibt doch auch Lichtblicke, u. dazu äußere ich mich dann auch gerne.
Zu Golfo Anranci: Lieber eine normales Hafenstädtchen, als ein VIP-Ort aus der Retorte. Von unserem älteren Haus blicke ich über die Tavolara hinweg übrigens auf die steilen Felsen. Wißt ihr mehr darüber, ob es stimmt, daß viele Einwohner von Golfo Aranci von napolitanischen Fischern abstammen?
Grüße,
Günther

 

[hoffi]

Hallo Guenther,
Viele Einwohner von Golfo Aranci haben ihren Ursprung auf der Insel Ponza in der Naehe von Neapel. Das erklaert auch ihre Tradition als Fischer.
Gruß Klaus

 

[Gast112]

Danke, ich wusste es nicht, hatte nur davon gehört.
Gruß,
Günther

 

[stelladimare]

Hallo Klaus,
Bewertungen haben ja auch manchmal mit Interessen zu tun, außerdem sind alle Einschätzungen subjektiv, aber ich ändere meine manchmal auch. Beispiel Budoni. Dazu habe ich mich öfters kritisch geäußert, insbesondere zur Gastronomie. Aber es gibt doch auch Lichtblicke, u. dazu äußere ich mich dann auch gerne.
Zu Golfo Anranci: Lieber eine normales Hafenstädtchen, als ein VIP-Ort aus der Retorte. Von unserem älteren Haus blicke ich über die Tavolara hinweg übrigens auf die steilen Felsen. Wißt ihr mehr darüber, ob es stimmt, daß viele Einwohner von Golfo Aranci von napolitanischen Fischern abstammen?
Grüße,
Günther

Das stimmt Günther, ein normales Städtchen mit Einheimischen ist auf jeden Fall schöner als eine reine Touristensiedlung. Ich liebe diesen Ort und kenne mittlerweile sehr viele. Viele sind miteinander verwandt oder verschwägert. Ich hab es in all den Jahren nicht geschafft, dies zu durchblicken!

 

[o-solemio]

Spannend, was es hier über die Krebe und Orangen zu lesen gibt, vielen Dank euch allen !
Und auch um Golfo Aranci werde ich das nächste Mal keinen Bogen machen, sondern mir den Ort mal in Ruhe anschauen, freu mich schon

 

[KSL]

Für mich sind die schönsten Seiten von Golfo Aranci definitiv die Strände außenrum:

Cala Sassari
Spiaggia Bianca
Cala Sabina

Im Ort frühstücken wir sehr gerne bei Pappafico im Ortskern. Kein charmanter Ausblick, aber extrem liebenswürdig und leckere Croissants und vor allem Spinate Calde!

Es hat sich sehr viel getan, gerade zum Meer hin. Es gibt weiterhin viel zu tun, aber die Entwicklung ist sehr positiv.

 

[Sabina]

... ein guter Tipp, dann sollte ich im Juni auch die Cala Sabina besuchen!!

 

[KSL]

@Sabina

Bei normalen Windverhältnissen wunderschön, einer der schönsten Orte für den Sonnenuntergang! Bei Maestrale wegen der nach Westen offenen Lage nicht zu empfehlen...

Viel Spaß dort!

 

[Gast112]

Sabina,
warum hast Du uns verschwiegen, dass Du eine Bucht-Besitzerin bist? Und wenn Du die jetzt noch an den Emir verkaufst, wirst Du steinreich, und lädst uns alle zu einer Krebssuppe "Granchi nach Sabina-Art" ein ...

 

[Sabina]

mhh, die Geniesserin schweigt und geniesst - ihre Bucht!!

wenn es so wäre.... niemals würde ich verkaufen!! Aber Euch einladen, klar! - auch zu einer Suppe mit Allerlei aus dem Meer!!!

 

[Sabina]

KSL, grazie mille!! Wenn wir es im Juni schaffen - denn wir haben schon viel auf dem Programm - dann fahren wir hin!!!